6. Januar 2011

Kurzkritik: Schneller als der Tod


Bis zum Schluss entzieht sich Sam Raimi der Frage, ob er seinen Film als bewusst trashige Hommage an die schmutzigen Genreklassiker vergangener Tage verstanden haben will, oder ob sein Repetieren von Westernklischees und den darin involvierten oneliner-spuckenden Abziehbildchen  - trotz  (geheuchelter) ironischen Distanz - nicht doch ernster genommen werden möchte, als es ihm eigentlich zusteht.

Letzendlich ist jene Intention auch egal, denn THE QUICK AND THE DEAD funktioniert weder auf die eine, noch auf die andere Art zufriedenstellend: Statt sich an seiner nicht uninteressanten Ausgangsstituation abzuarbeiten, verschreibt sich Raimi nicht nur seinem vorwiegend banalen Wettsteit-Plot samt  Trauma-Bewältigung, sondern auch durchdeklinierten Cowboymythen, und buchstabiert innerhalb dieser gänzlich unmotiviert die Existenz seiner weiblichen Protagonistin zur platten "tough girl in a tough world"-Parabel aus. Von Emazipation ist das freilich weit entfernt, funktioniert eben diese doch nur unter der Vorgabe, sich selbst zu verleugnen, und sich dabei an der männlichen Macho-Attitüde zu partizipieren - der Regisseur nimmt das einzige Alleinstellungsmerkmal seines Films ebenso wenig ernst, wie ein Großteil seiner Figuren in ihm.

Das ist zu großen Teilen schön abfotographiert, in seiner Ausstattung durchaus ansehnlich; aber ebenso wie mit seinem hochwertigen Cast und der Comic-Narration, kann Raimi mit all dem letztendlich wenig anfangen - THE QUICK AND THE DEAD ist formal so fehlerfrei, wie inhaltlich innovationslos: Statt zu ehren und erwecken, trägt Raimi den Western abermals zu Grabe.

5 / 10

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