5. Februar 2011

TV-Tipps: Woche 05.02. - 11.02.

Manchmal meinen es die Fernseh-Anstalten gut mit den Bloggern; gerade in der stressigen Klausurenphase an den Unis gestalten sie ihr Programm erstaunlich überraschungsarm, oder verzichten gleich vollständig auf die Ausstrahlung von nennenswerten Spielfilme. Dass ist gut für mich, der eigentlich gar keine Zeit für die Zeilen hat, die er gerade tippt, aber zugegebenermaßen schlecht für all diejenigen, die vom Fernsehen einen gewissen Unterhaltungsanspruch einfordern.

Samstag, 05.02.
Die Jury (20.15 Uhr / Kabel 1)
Eine von unzähligen Grisham-Verfilmungen der 90er Jahre; krankt letztendlich an den gleichen Fehlern wie die dazu gehörigen Bücher, namentlich der zwischenzeitlichen Dämonisierung des ganzen amerikanischen Justizsystems, ohne dabei dessen Schwächen wirklich herauszuarbeiten und den stets gleichen Plots. Mittelmäßiger Stoff, von Schumacher und Bullock durchschnittlich in Szene gesetzt.

16 Block (22.05 Uhr / Pro7)
Richard Donners Versuch die alten LETHAL WEAPON-Erfolge mit einer 24-Zeitschleife aufzumöbeln. Gnadenlos routinierter Direct-to-DVD-Actioner, der sich ganz der Präsenz des Duos Willis/Def verschrieben hat, und mit dem unterschätzten David Morse einen netten Antagonisten aufbietet.

Piranha (22.10 Uhr / Tele 5)
Dass im Zuge des grottigen Aja-Quasi-Remakes im letzten Jahr dezent verklärte Regie-Debüt von GREMLINS-Schöpfer Joe Dante. Solider Tierhorror, fühlt sich aber unglaublich altbacken an. Für Fans des Creature-Feature auf Tele5 aber definitiv einen Blick wert.

Fellinis Casanova (23.15 Uhr / RBB)
Einer der wenigen Fellini-Filme, der mir kurioserweise noch fehlt. Aber Fellini ist sowieso einer der Besten, daran wird auch dieser Film nichts mehr ändern.

Lucky Number Slevin (00.00 Uhr / Pro7)
Schrecklich bemühter Kindergarten-Quatsch für Jungs in der Pubertät, die zwischen all den peinlichen Dialogen, den dicken Titten und den großen Knarren gar nicht merken, wie konstruiert der Plot, und wie albern der Schlusstwist eigentlich ist.

Die Vögel (00.50 Uhr / ZDF)

Hitchcocks Paranoia-Thriller schlechthin. Funktioniert überraschend auch noch nach fast sechzig Jahren tadellos, und gefällt mir sogar trotz meines ansonsten gespaltenen Verhältnisses zur Regielegende.

True Romance (00.55 Uhr / Kabel 1)
Tony Scotts vollkommen planlose und anstrengend selbstverliebte Transformation des Bonnie&Clyde-Mythos in die Gegenwart; aufgefüllt mit Versatzstücken aus dem Hause Tarantino. Stumpf, unangenehm zynisch und trotz oder gerade wegen seiner Actionsequenzen gähnend langweilig.

Sonntag, 06.02.
Der Mann der niemals lebte (20.15 Uhr / Pro 7)
Pseudopolitischer Terror-Thriller vom anderen Scott-Bruder, der insgesamt zwar weniger falsch macht, als es bei dem heiklen Thema zu befürchten ist, letztendlich aber auch keinerlei Stellung zu eben diesem bezieht. Müdes Abfilmen von DiCaprios Ortswechseln - tragisch, was aus diesem Regisseur geworden ist.

Das Appartement (20.45 Uhr / Arte)
Zusammen mit SOME LIKE IT HOT Billy Wilders beste Komödie. Ausführliches Review gibt‘s unter dem Link.

Blood Diamond (22.40 Uhr / Pro 7)
Ein ziemlich symptomatischer Film für das scheinpolitisierte Hollywood der letzten zehn Jahre: Afrika und Bürgerkrieg sind Stichwörter, werden aber maximal als Kulisse missbraucht, um die Abenteuer des weißen Mannes zu erzählen. Scheitert gänzlich an seinen eigenen Ansprüchen, sieht zugegebenermaßen aber fantastisch aus.

Eastern Promise - Tödliche Versprechen (00.00 Uhr / NDR)
Schockierend, aber wahr: David Cronenberg hat einen schlechten Film gedreht - sogar einen richtig schlechten. Sauber inszenierte Klischeekasperei mit grimmig dreinschauenden Russen, die aber jegliche Komponenten des bisher stringent verlaufenden Œuvre des Kanadiers maximal am Rande streift. Hat damals im Kino meine kleine heile Welt zerstört.

Montag, 07.02.
Meine Braut, ihr Vater und ich (20.15 Uhr / Sat 1)
Erster Teil des mittlerweile vollkommen amokgelaufenen Focker-Franchise. Ich finde den ja lustig, auch wenn er letztlich nur bereits durchdeklinierte Klischees aneinanderreiht, und ich mit dem „witzigen“ DeNiro eigentlich so gar nichts anfangen kann.

Der Maschinist (23.30 Uhr / HR)
Stark überbewerteter Schizo-Thriller, der hauptsächlich von seiner bedrückenden Atmosphäre, weitaus weniger aber vom abgehungerten Bale lebt, der im Schauspiel-Handbuch dringend nach der richtigen Definition von „method-acting“ suchen sollte.

Lolita (23.30 Uhr / SWR)
Ich wollte es nicht glauben, aber Tatsache: Noch schlechter als die Kubrick-Adaption.

Dienstag, 08.02.
Angel Heart (22.25 Uhr / Tele 5)
Charmanter Mystery-Thrill, der geschickt mit Vodoo-Versatzstücken, exotischer Kulisse  und schwüler Erotik hantiert. Der Twist ist letztlich leider arg plump, und dürfte dem aufmerksamen Zuschauer bereits nach wenigen Minuten auffallen - trotzdem unbedingt sehenswert.

Casino (00.45 Uhr / Tele 5)
Viel zu lange her, als das ich mich dazu noch äußern könnte. Krankt prognostiziert aber sicherlich genau wie GOODFELLAS an der akuten Verklärung des Sujets.

Mittwoch, 09.02.
Nix. Nada. Niente.

Donnerstag, 10.02.

Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (20.15 Uhr / VOX)
Peter Jacksons Versuch, einen neuen Prototyp der Literarurverfilmung zu erschaffen: Großes und stilprägendes Erzählkino, dass Mut in der Emanzipation von der Vorlage beweist, in seiner Auslotung von Breite und Tiefe in der Inszenierung manchmal aber auch als übermächtig und unnahbar empfunden werden kann. Das Vierfach-Ende belastet meine Nervenstränge noch heute...

Freitag, 11.02.
Collateral ( 20.15 Uhr / Pro 7)
Tom Cruise‘ mäandernde  Odyssee durch das Nachtleben. Spannend, brillant gespielt, leidet aber an der typisch kühlen Inszenierung und dem dunklen Look von Michael Mann. Geschmacksache.

Asterix & Obelix gegen Cäsar (20.15 Uhr / Sat 1)
Die totale Dekonstruktion aller Kindheitsträume. Ein Film, den es nie hätte gegen dürfen, und der doch existiert. Dafür sollen alle Beteiligten in der Hölle schmoren.

Matrix (22.15 Uhr / Pro 7)
Verliert in der philosophischen Komponente gegen den nahezu zeitgleich gestarteten eXistenZ, funktioniert aber fernab all der Überinterpretationen, die von Bibel bis Platon alles in den Film hineinlesen möchten, als sehr stylische und stilprägende Interpretation eines Computerspiels auf Zelluloid.

Und das sagen die anderen dazu:  Künstliche Welten, Blockbuster Entertainment, Intermoviession

4 Kommentare:

  1. @Lolita

    Aha! §1: Whoknows hat immer recht. ;) - Tausende von Ausnahmen bestätigen die Regel.

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  2. Lucky Number Slevin empfand ich ähnlich öde und vorahersehbar, interessant, das den Gelegenheitsglotzer durchaus spannend und tricky finden

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  3. Naja, meistens sind es halt auch diejenigen, die ernsthaft behaupten, Tarantino wäre der Erste gewesen, der gute Dialoge geschrieben hat...

    Ich muss allerdings gestehen, dass SMOKING' ACES noch eine Nummer debiler und belastender ist.

    Für beide Feststellungen habe ich in diversen Filmforen schon heftig auf die Mütze gekriegt :P

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