18. Februar 2011

TV-Tipps: Woche 19.02 - 25.02.

Es zählt zu den Ungerechtigkeiten westfälischer Kulturgeschichte, dass Fasching hier für schwierigere Verkehrsverhältnisse sorgt, als ein Hurrikan der Windstärke 12. "Live and let live" heißt das Motto allerdings auch hier, und so habe ich mich ja nach mehreren Jahren der Verzweiflung mit dem karnevalesken status quo zu arrangieren versucht - ein Vorhaben, welches durch die debil-vergnügungsaffinen Fernsehanstalten mit Unmengen an blöden Prunksitzungen inklusive viel TaTa und Tütü jedes Jahr aufs Neue torpediert wird. „Höhner statt Hollywood“ lautet die Devise dieser Woche. Mhh.

Samstag, 19.02.
1 1/2 Ritter (20.15 Uhr / Sat1)
Ich zähle ja zu den Menschen, die Til-Schweiger-Bashing im Internet irgendwie armselig, und KEINOHRHASEN von der Blogosphere sogar unterbewertet finden. Bei diesem schwer schmerzhaften Mittelalter-Klamauk fehlen allerdings sogar mir die Ausreden; ein in herbig‘scher Tradition zusammengewürfeltes Potpourri aus Flachpfeifen, denen irgendwann mal jemand erzählt zu haben scheint, Stammtisch-Zoten und Infantilität würden eine witzige Mischung abgeben.

Auf der Flucht (22.45 Uhr / ARD)
Sicherlich ein prägender und wichtiger Film für das Actionkino der 90er, funktioniert für mich aufgrund seiner devoten Verehrung gegenüber dem Superstar-Duo Ford/Jones im Hauptcast und den zunehmend redundanter werdenden Verfolgungssequenzen tatsächlich nur noch bedingt.

Frantic (0.55 Uhr / ARD)
Die ungleich bessere Hälfte des ARD-Ford-Double-Features heute Abend. Polanskis Wanderung auf den Spuren von Nicolas Roeg ist bei Weitem nicht der beste Film seines bisherigen Œuvres, kann durch die hypnotische Atmosphäre aber immer noch begeistern und fesseln gleichermaßen. Anschauen.

Hitcher, der Highwaykiller (1.10 Uhr / Kabel 1)
Tendenziell überschätzter Genrefilm der Mid-80ies, der letztendlich nur Dinge wiederholt, die Spielberg Jahre vorher in DUEL bereits diskutiert hatte. Dank Hauer allerdings deutlich besser als das gleichnamige Remake. Läuft bis zu Unkenntlichkeit zerschnitten und verstümmelt.

Sonntag, 20.02.
Was Frauen wollen (20.15 Uhr /  RTL)
Erschütternderweise von einer Frau aufgezogener Pseudo-Frauenversteherbrei der verlogensten Sorte. Meyers inszeniert ebenso ideen-, wie auch planlos, und hangelt sich brav an Genrekonventionen und männlich definierten Geschlechtervorurteilen entlang. Very reaktionär, very shice, und mit Kotzbrocken Gibson somit bestens besetzt.

Pirates of the Caribbean III - Am Ende der Welt (20.15 Uhr / Pro 7)
So sehr ich den (auch nicht fehlerfreien) ersten Teil dafür mag, dass er den hochgradig dubiosen Begriff „Popcorn-Kino“ mit einem ansprechenden Innenleben ausfüllen konnte, so enttäuschend ist der weitere Verlauf des Pirates-Franchise: Dass seit jeher bemühte Stricken von Parallelsträngen gerät hier zur vollkommenen Farce; viele selbstgefällige Solopassagen der Protagonisten hätten den Schneideraum besser nie verlassen.

Cabaret (20.15 Uhr / Arte)
Ich habe vor einiger Zeit einmal ein paar Zeilen dazu geschrieben, die dem Film nicht annähernd gerecht werden können - ein Meisterwerk sondergleichen. Zählt sicherlich zu meinen persönlichen Top10 aller Zeiten. In der TV-Synchro allerdings mit Vorsicht zu genießen, gehört aber sowieso in jede DVD-Sammlung. 

The Descent - Abgrund des Grauens (1.25 Uhr / Pro 7)
Entzog sich damals vollständig jeglicher Faszination meinerseits. Anstrengend um Authentizität bemühter Klaustrophobie-Schocker, der aus seiner spannenden Ausgangssituation viel zu wenig machen möchte, und sich spätestens ab der Hälfte typischen Horror-Konventionen verschreibt. Allerdings: Starkes Ende.

Montag, 21.02.
Sweet Home Alabama - Liebe auf Umwegen (20.15 Uhr / Sat 1)
Nicht gesehen, klingt auch sehr stark nach konventioneller RomCom-Dramaturgie. Aber Witherspoon ist eine von den Guten.

Dienstag, 22.02.
Noch weniger hervorhebenswertes, als einen Tag zuvor. Hier, wie auch für die folgenden Tage gilt: Ich werde nicht fauler und nachlässiger beim Durcharbeiten meiner Fernsehzeitung, sondern es kommt tatsächlich Nichts...

Mittwoch, 22.02.
Die Wutprobe (20.15 Uhr / Kabel 1)
Zum Scheitern verurteiltes und infantiles Starvehikel mit hohem Nervfaktor: Nicholson will nicht, Sandler kann nicht. Höchst anstrengend.

Shining (22.25 Uhr / Kabel 1)

Wie immer bei Kubrick schwer technik- und selbstverliebt, funktioniert die King-Adaption schizophrenerweise trotz ihres kompletten Desinteresses an Figuren, gerade über die Darsteller: Nicholson torpediert mit seinem zügellosen overacting geschickt und zum Wohle des Films viel der kubrick‘schen Prätention schon im Ansatz, indem er SHINING zwischenzeitlich einfach an sich reißt.

Im Namen des Vaters (23.35 Uhr / Tele 5)
Lange nicht mehr gesehen; als gut gespieltes, routiniert inszeniertes aber in seiner politischen Dimension nicht ganz unbedenkliches Historical über Nordirland-Konflikt und IRA in Erinnerung.

Monster‘s Ball (0.35 Uhr / ARD)
Von der Gier aller Beteiligten nach Awards und Globes getriebene, reichlich konstruierte und ebenso oberflächliche wie oberlehrerhafte Rassismus-Abhandlung. Zeigefinger-Kino übelster Sorte, wenig später von Haggis‘ CRASH noch unrühmlich getoppt.

Donnerstag, 24.02.

Ex Drummer (23.30 Uhr / Arte)
Nicht gesehen, lief aber innerhalb der berühmt-berüchtigten KinoKontrovers-Reihe, ist demnach sicher hochgradig zynisch und menschenverachtend, sowie von einer pseudoelitären arty-farty Bildsprache geprägt. Reizt mich kein Stück, wird aber von vielen verehrt. Läuft OmU.

Freitag, 25.02.
Cabaret (14.45 Uhr / Arte)
Wer ihn am Sonntag Abend nicht gesehen hat, bekommt nun abermals die Chance diesem zeitlosen Kunstwerk beizuwohnen.

Star Wars Episode I - Die dunkle Bedrohung (20.15 Uhr / Pro 7)
Ich war nie ein ausgewiesener STAR WARS-Fan, werde es in diesem Leben wohl auch nicht mehr werden, folglich sehe ich auch die „neue“ Trilogie eher durch die Unbeteiligten-Brille. Das ist alles sehr bunt, sehr laut und sehr kindisch, aber - sicherlich auf höherem Niveau - kann man das den alten Filmen auch schon vorwerfen. Partiell und filmhistorisch interessant sind alle Sternenkrieg-Film, persönlich fand ich die Gegenentwürfe aus BLADE RUNNER und ALIEN schon immer faszinierender.

Asterix, der Gallier (20.15 Uhr / SuperRTL)

Mit viel Liebe und Detailkenntnisse produzierte Kinoadaption der Comicreihe. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen der Reihe schlechter gealtert, beizeiten etwas zu naiv, aber im Gegensatz zu den letzten beiden Cartoon-Filmen und der Realverfilmung natürlich auch weiterhin pures Gold.

Michael Bay‘s Texas Chainsaw Massacre (0.35 Uhr / Pro 7)
Tobe Hoopers hintersinnige Politparabel, Familiendekonstruktion und Genrerevolution, durch die Platinum Dunes-Schleuder gedreht. Unter der Regie von Nulpe Nispel und im Hintergrund finanziert von BummBumm-Bay, wird Leatherface tatsächlich zu jenem Franchise-Killer degradiert, den Hooper erst verhindern, und später karikieren wollte. Eine ebenso blutige, wie auch primitive Schlachtplatte für Pausenhof-Gorekiddies. Wahrscheinlich gekürzt.


3 Kommentare:

  1. @ HITCHER

    Möchte Dir da nicht wirklich widersprechen, aber interessant ist an HITCHER doch inwieweit die Initiationsgeschichte der Virilität, die beide Filme behandeln, an die jeweilige gesellschaftliche Situation angepasst werden. Musste sich Spielbergs Willy-Loman-Reprise noch mit der Emanzipation befassen, ist es in HITCHER der Jugendliche der Reagan-Ära, der dann eben mal beweisen soll, dass er ein Kerl ist. Eine eigentlich recht gallige Satire auf das erwachsen werden in den 80ern.

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  2. wieder mal approved.
    Aber The Descent: Da hat Rajko mal eine sehr treffende Kritik verfasst. In seiner physischen Präsenz gibt es im Horrogenre kaum einen zweiten. Dazu kommt noch die simple aber effektiv Zweiteilung, mit einem wie du schon schriebst, grandiosen Ende.

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  3. Irgendwie habe ich mir ja vorgenommen, sowohl HITCHER, als auch DESCENT einen schönen Tages noch einmal anzusehen, und meine umstrittene Meinung zu beiden Werken ggf. zu revidieren :) Gerade Zweiterer reizt mich tatsächlich mal wieder.

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