14. April 2009

Kritik: American Psycho

"You're a fucking ugly bitch. I want to stab you to death, and then play around with your blood." -

Wie soll schon ein Film aussehen, dessen Romanvorlage kurz nach Erscheinen in mehreren Ländern wegen expliziter Gewalt auf den Index gesetzt wurde?
Eine filmische Schlachterplatte - das wäre zumindest das Naheliegenste. Das Glück von "American Psycho" ist es, dass die Welt im Erscheinungsjahr 2000 noch weit entfernt ist von Folter- und Sadismusmüll im Kino. Insofern erscheint dem heutigen Zuschauer, dessen Augen oftmals Sachen wie "SAW" oder "Hostel" gewöhnt, oder auch nur den zugrundeliegenden Roman von Bret Easton Ellis kennen, die Gewalt in Harrons Verfilmung oftmals als nahezu gewöhnlich. Harmloser wird sie dadurch jedoch nicht, was vorallem daran liegt, dass hier eben kein depressiver Teenykiller mit Gummimaske sein Unwesen teibt, sondern ein auf den ersten Blick sehr unscheinbarer und sozial gut integrierter Yuppie-Verschnitt namens Patrick Bateman.

Die offensichtlichen Probleme des Buches löst die Verfilmung hinsichtlich vieler Punkte zufriedenstellend, wenn nicht sogar besser: Im Vordergrund steht die Satire auf die Wallstreet-Scheinwelt, die durch viele kleine Seitenhiebe geschickt charaktersiert und parodiert wird (man bedenke nur die Visitenkarten-Szene), und nicht die blutrünstigen Taten von Bateman. Somit ist der Film auch für solche Leute zugänglich, die das Buch aufgrund seiner größtenteils hyperbrutalen (und meines Erachtens) auch oftmals sinnbefreiten Gewaltexzesse zur Seite gelegt haben.
Klar ist jedoch auch, dass ein Film nie alle stilistischen und sprachlichen Feinheiten, die das Buch zweifelsohne besitzt, adaptieren kann. Die Monotonie des Alltags, die Ellis einst durch sich stets repetierende Abläufe kenntlich machte, geht in der Leinwandversion des Stoffes ebenso unter, wie der offen zur Schau gestellte Markenfetisch seines Protagonisten, und der geschliffene Wortwitz.

Wie fällt nun das Fazit zu diesem Film aus, der soviel auf einmal sein will: Satire, Gesellschaftsporträt, Thriller, Horror?
"American Psycho" ist sicherlich kein absoluter Meilenstein der Filmgeschichte, dafür fehlt dem Ganzen einfach das gewisse Extra, aber wenn man ehrlich ist, wird das Buch wahrscheinlich auch nie einen ernstzunehmenden Literaturpreis gewinnen. Kritik an einer unterkühlten Businesswelt und ihrer Anhängsel sind dann doch nicht so mutig und bahnbrechend, wie sich wohl manch einer dachte.
Dank eines (erstaunlicherweise) herrvoragenden Christian Bale, der hier den Grundstein für seine Yuppie-mit-Doppelleben-Paraderolle legt, einiger wirklich gelungener Szenen, sowie eines genialen 80th-Soundtracks wird man während des kompletten Filmes wirklich gut unterhalten - ich bin geneigt zu sagen, Harrons Film bringt den Tenor von Ellis' Buches zumindest für einen Großteil besser hervor, als der Roman selbst, der diesen nur allzu oft mit Blut verdeckt.

8 / 10

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