10. Oktober 2010

Kurzkritik: The Cell

Thomas Harris meets "Wonderland" -

Sichtbar inspiriert vom Ritualmörder-Revival der 90er Jahre erweitert Tarsem Singh den Kanon mit "The Cell" um eine parawissenschaftliche Komponente und verlagert die Mörderhatz von der Realität in eine nicht näher definierte Traumebene. Dieser Ansatz klingt zumindest in der Theorie vielversprechend, würde er doch die Möglichkeit bieten, die pseudoverkopften Erklärungsversuche hinsichtlich Motivation und Werdegang des jeweiligen Killers aus thematisch ähnlichen Werken, zu karikieren und auf eine neue, nahezu satirische Ebene zu heben.

Jenes Potential, soviel wird bereits nach den ersten Minuten klar, lässt "The Cell" ungenutzt vorüberziehen, und positioniert sich stattdessen als größtenteils unkreative Epigone von erfolgreicheren Werken wie "Seven" und "The Silence of the Lambs", angefüllt und erweitert durch in Videoclipästhetik abgefilmte Einschübe, die durch ihren auf Surrealismus getrimmten Touch psychologischen Tiefgang erschaffen wollen, wo letztendlich keiner ist.

Schauspielerisch gleicht sich der Cast (inklusive Marketinggag Lopez als missglückte Kreuzung von mother-of-the-year und Vamp) dem Restniveau der Produktion an, und liefert Belanglosigkeit im Valiummodus - besonders Vincent D’Onofrio fügt seinem Mörder (außer einem von Richard Harris geprägten Fetisch) keine neuen Aspekte hinzu, sondern verharrt stattdessen im genredefinierten Klischeebild.

Ein Manko, welches "The Cell" zusammen mit seinem uninspirierten Plot letztendlich das Genick bricht - und an dieser Stelle helfen auch keine netten optischen Spielereien oder die selbstverliebten Verweise auf das Frühwerk des Regisseurs mehr.

Singh liefert mit seinem Film eine weitere belanglose Nummernrevue, die jegliche Chance darauf, jemals aus dem Schatten seiner Vorbilder treten zu können, verwirft, und maximal optisch einen Ausblick auf die nachfolgende Folterfilm-Welle offenbart.

4 / 10 

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