11. März 2011

Kurzkritik: Sauna

„Was, wenn die Hölle kein unterirdisches Flammenmeer ist, sondern nur ein dreckiger, gottverlassener Ort?“ -

Es ist eine kühle Geschichte aus einer unwirtliche Zeit, die der finnische Regisseur AJ Annila mit seiner Schuld-und-Sühne-Parabel aus den letzten Tagen des Russisch-Schwedischen Krieges 1595 zu erzählen hat: Zwei Brüder, deren Wesenszüge und Biographien unterschiedlicher nicht sein können, und die sich nun doch auf gemeinsamer Wanderschaft befinden, angetrieben von der Pflicht zur Grenzziehung zwischen den Territorien  der beiden Großmächte, aber auch auf der Suche nach Frieden im Frieden.

Und trotzdem ist SAUNA keine historische Begebenheit, sondern eine universelle Aufarbeitung, ein Film der kein Interesse an Verortung innerhalb gängiger Genreschubladen besitzt, einer der die Verzweiflung seiner Figuren in ruhigen Bildern und kargen Dialogen erzählt, und doch nie artifiziell wirkt - ein Film, wie ihn momentan wohl nur das skandinavische Kino zustande bringen kann.

In all seiner Tristesse, die weder den Protagonisten, noch dem Publikum eine Aussicht auf Erlösung verspricht, ist SAUNA dabei auch ein erfreulich konsequentes Werk, dass die Unvergänglichkeit der Schuld für den Einzelnen nicht leugnet, sondern sich dem damit einhergehenden Verfall des Individuums widmet. Es ist ein Spiel mit Projektionen, dass Annila zwischen den beiden Brüdern spinnt, und in dem weniger die Grenzen zwischen Realität und Illusion zu verschwimmen drohen (weshalb die Katalogisierung unter „Horror“ falscher nicht sein könnte), als viel mehr gärende zwischenmenschliche Konflikte von großer Tragweite zum Vorschein kommen: Unsicherheit, Zukunftsängste, Neid - es sind die klassischen Emotionen, die zu den Triebfedern der beiden Charaktere wurden und werden. Auf dem Marsch durch die eisige Einöde, welche sich gleichzeitig auch als Reise zum inneren Norden entpuppt, verdreht SAUNA die Vorzeichen seiner Figuren dabei stets aufs Neue, nur um mit einem Paukenschlag am Schluss festzustellen, dass es Unschuld für den Menschen nicht geben kann.

So pessimistisch jenes Fazit sein mag, so eindrucksvoll passt es sich doch der Atmosphäre und Optik des gesamten Films an: SAUNA ist ein - nicht nur weil er mehr Fragen aufwirft, als letztlich beantwortet - ein schwer verträglicher Schlag in die Magengrube, aber eben auch ein kleiner und bedrückender Geheimtipp.

8 / 10

2 Kommentare:

  1. Wirklich ein geiler film +++++
    letzt nachts auf arte hd gekuckt.. ich konnte einfach ned wegschalten obwohl am nächsten tag schule war:D

    AntwortenLöschen
  2. Krass! So verzweifelt habe ich mich noch nie nach einem Film gefühlt! Das ist wahrer Horror, nicht so wie diese Saw - Scheiße!
    Aber mal ein paar Fragen:
    Was ist denn eigentlich mit Cl. Musko...? Der verschwindet einfach!
    Und was zum Geier ist mit Knut und Erik in der Sauna wirklich passiert?
    Und was hat das Mädchen damit zu tun, als der gesichtslos sabbernde Erik über sie herfällt? Kann mir das mal einer erklären?
    Tut mir leid, wenn ich vielleicht zu blöd für diesen Film bin, aber ich finde ihn wirklich GENIAL und würde ihn gerne verstehen.

    AntwortenLöschen