16. Oktober 2010

Kritik: Sherlock Holmes (Guy Ritchie)


Wann hat Hollywood eigentlich damit begonnen, "Blockbuster" automatisch mit "Belanglosigkeit" gleichzusetzen? -

Man sollte diese Frage nicht falsch verstehen, es gibt nachwievor tolles Popcorn-Kino, dass seinen Unterhaltungsauftrag zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. Aber es gibt eben auch Filme wie "Sherlock Holmes", der bereits in den ersten fünf Minuten deutlich zeigt, in welche Richtung er die Zuschauer führen wird: Ein paar verschmitze Kameraschwenks über das computergenerierte London hinauf in den noch hässlicheren Himmel, gefolgt von pseudo-stylischen SlowMotion-Fights, die stilgerecht mit ziemlich cool-wirkend-wollenden Onelinern eingeleitet werden. Würde nicht Downey jr. sein Gesicht zu Markte tragen, man könnte glatt meinen, man befände sich in "Van Helsing II" oder eben einem dieser ganzen anderen CGI-Monster neueren Datums.

Wann hat das Filmbusiness eigentlich damit begonnen, eine antiintellektuelle Revolution durchzuführen, die Reihen zu säubern, und nach und nach jeden akademisch angehauchten Feingeist zum tumben Schlagetot zu machen? -

Ritchie degradiert seine beiden Hauptfiguren zu herumhüpfenden Bourne-Klonen, und fühlt sich dabei auch noch auf der sicheren Seite, da er seine Interpretation und Haudrauf-Methodik durch ein paar läppische Verweise auf die Bücher Doyles gerechtfertigt sieht. Das zwischen einem Faible fürs Boxen und minutenlangen Explosionsparaden ein Unterschied besteht, hat sich offenbar noch nicht bis ins Hause Ritchie rumgesprochen.
Immerhin beweist der Brite einige Stringenz in seiner Figurenzeichnung, beschränkt er die Fähigkeiten des Meisterdetektives doch die meiste Zeit darauf, über Schlag-Combos und ähnliches Zeugs zu philosophieren. Nein: Ein bisschen vor einem Fliegenglas auf einer Fidel zupfen macht noch kein Genie. Nein: Genausowenig, macht man aus zwei offensichtlich nicht ganz straight angelegten Typen blockbustertaugliche Heteros, in denen man ihnen eine Misses Belanglos vor die Nase setzt.

Dass die Figurenzeichnung noch nicht ihr volles Störpotential entfalten kann, liegt großteils an den Darstellern, die durch ihren Charme und ihre Leinwandpräsenz zumindest zwischenzeitlich für Unterhaltung sorgen könnten - wäre da nicht die desolate Handlung: Irgendwo zwischen Dan Brown und James Bond mäandert sich da Irgendetwas, was in einem früheren Leben wohl einmal ein Handlungsfaden gewesen ist, durch ein langweiliges London von einer aufgesetzten, überlangen und fantasielosen Actionsequenz (deren PC-Herkunft teilweise schon ins Peinliche abdriftet) in die nächste, nur um zwischendurch von bedeutungsschwangeren aber dümmlichen Dialogen unterbrochen zu werden.

Warum verwechseln seit "Matrix" und "Bourne" soviele Filmemacher hektischen Schnitt und die SlowMotion-Taste ihrer Kamera mit gut inszenierter Actionchoreografie? -

Die immer gleichen Bilder, vom Brücken-Fight mit Degen (vor - wer hätte es gedacht - Desktop-Panorama) bis hin zu lustlosen Verfolgungsjagden und umherfliegenden Holzkisten. Man ist es langsam leid, Mister Ritchie...

Auch wenn ich mir wirklich vorgenommen habe, einen solchen Film zu mögen - ich kann es einfach nicht. Der Nächste bitte! 

4.5 / 10

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