8. September 2010

Serienreview: Twin Peaks


Gäbe es ein Reisebüro, welches Ferien ins Reich der Filmlandschaften vermitteln würde, dann ständen meine zukünftigen Urlaubsinvestitionen schon fest: Zum einen ein Kurztrip nach Pandora zwecks neuen, blauem Katzenhaar-Bettvorleger, ein Erlebnisurlaub nach Springfield zum Abgleich der eigenen Lebensphilosophie mit der von Homer und zu guter Letzt ein One-Way-Ticket nach Twin Peaks, meinem persönlichen Florida.

Es sind nicht die schier unzählbare Anhäufung von Cliffhangern, die vielen clever ineinander verstrickten Plots, die vielen kleinen Geheimnisse, die einen bei der Stange halten und regelrecht süchtig machen - es ist die Sympathie, die zum einen die Autoren Lynch und Frost, aber auch der Zuschauer selbst diesem Panoptikum aus schrägen Persönlichkeiten und Orten entgegenbringt. "Twin Peaks" ist nicht einfach ein Serien-Schauplatz, es ist ein in sich funktionierender Mikrokosmos, dem man für 29 wundervolle Folgen beiwohnen darf, als hätte man selbst ein Häuschen inmitten von Douglas-Tannen.

Ein durch und durch gelungenes Konzept, denn auf diese Weise sehe ich den Verantwortlichen auch den kleinen Durchhänger inklusive seiner unnützen und teilweise albernen Kleinststories zwischen der Enthüllung des Mörders und dem Staffelfinale nach, die einem in der zweiten Season heimsuchen.
Einen gewissen Hang zur Mystik sollte man schon mitbringen ,für seine Reise in die Stadt des schwarzen Kaffees, des Kirschkuchens und der zerbrochenen Badezimmerspiegel; keineswegs abschrecken lassen sollte man sich aber vom "Akte X"-Vergleich (ja, ich zähle zu denjenigen, die den "X-Files" so garnichts abgewinnen können): Außer oberflächlichen Gemeinsamkeiten, wie der Tatsache, dass Duchovny auch hier (in der einzig wirklich guten Rolle seines bisherigen Lebens) auftaucht, gibt es nämlich nur wenig Vergleichbares - Lynchs magnus opus ist in Quintessenz (vorallem in den ersten 1,5 Staffeln) mehr Krimi-Soap-Opera denn Außerirrdischen-Hokuspokus.

Nichtsdestotrotz kann man natürlich den prägenden Einfluss von "Twin Peaks" und seiner Geheimnisse auf den Rest der nachfolgenden Mystery-Serien nicht verleugnen - noch ein weiterer guter Grund, warum man diese Serie zumindest einmal gesehen haben sollte.

Am Rande: Ans Herz zu legen ist allen Interessenten zwecks katastrophal gemasterter deutscher Synchro-Tonspur, die englische Sprachfassung...

1 Kommentar:

  1. Absoluter Kult. Habs genossen, selbst die zweite Staffel. Und freue mich jetzt auf die Ankuendigung der Fortsetzung. :-)

    http://retrobennemann.blogspot.de/

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