1. November 2010

Kurzkritik: Alles über Eva

Hollywoods Antwort auf den Elitarismus der Theater- und Bühnenkunst

Erstaunlich akribisch und scharfzüngig in seiner Satire und doch locker-leicht in seiner Inszenierung präsentiert sich Joseph L. Mankiewicz´ Intrigantenstadl um die Jahrhunderikone Bette Davis.
Davis ist es, die den Cast dominiert, und den Spagat zwischen herrischer Diva und verletzlicher Frau zu jeder Zeit glaubhaft erscheinen lässt. Ihr Wettstreit mit der ebenso ambivalenten Anne Baxter (deren Wandlung vom scheuen Naivchen zur hinterlistigen Strippenzieherin Davis Performance in Nichts nachsteht) um die Gunst des Publikums auf und vor der Leinwand, entwickelt eine faszinierende Dynamik und kann - zusammen mit den bissigen Dialogen - auch den kleineren Leerlauf im Mittelteil problemlos überspielen.

Dass "All about Eve" dabei nachwievor Nichts von seiner Aktualität verloren hat, beweist entweder, wie weit Mankiewicz mit seinem 1950 erschienenen Film seiner Zeit voraus war, oder aber, dass die Schauspielzunft in all ihren Spleens und Geltungsdrängen schon immer sehr berechnbar gewesen war und ist.
Egal für welche Möglichkeit man sich nun entscheidet: "All about Eve" verfehlt auch sechzig Jahre nach Release seine Wirkung nicht, und weiß über nahezu die gesamte Spielzeit auf höchstem Niveau zu unterhalten.

Einziger Wermutstropfen: Mit Ablauf der Credits stellt sich eine leichte Melancholie ein, denn ein Charakterstück mit einem derartigen Ensemble (Marilyn Monroe in einer ihrer frühen Nebenrollen!) wird man wohl so schnell nicht wieder erleben dürfen.

8.5 / 10

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