23. Oktober 2010

Kurzkritik: Hangover

"It´s like College" -

Ab der dritten Minute - in der uns der, trotz seiner überschaubaren Filmografie, viel zu omnipräsente Zach Galifianakis sein nacktes Hinterteil entgegenstreckt - lässt sich erahnen, in welche Gewässer uns Flachwasser-Kapitän Todd Phillips steuern möchte: Ein "American Pie" für die Generation, die noch mit "Eis am Stiel" aufgewachsen ist, und in dem Las Vegas als Fightclub-Ersatz für die Mittelstands-Trantüten inszeniert wird - Kalte Füße vor der Hochzeit anstelle von Coitus-Jagd in der Highschool.

"Hangover" ist das filmische Pendant zum Dia-Abend über den letzten Vatertag in der Sportlerklause: Eine verklemmte Nummernrevue aus Männlichkeitsritualen - von den Beteiligten zelebriert in Selbstzufriedenheit, für den externen Beobachter an Peinlichkeit nicht zu überbieten.
Phillips augenscheinlich größter Verdienst ist es, für "Hangover" die erwachsenen Pendants zu den charakterlosen und durchdeklinierten Teenie-Visagen gefunden zu haben, die uns sonst mit ihren Problemchen belangen. Seine sonstige Inszenierung ist farblos, trotz der Laufzeit von 95 Minuten unglaublich langezogen und in seinen Episoden so zusammenhangslos, dass sich der Regisseur überhaupt nicht erst die Mühe macht, am Ende irgendeine narrativ logische Ebene einzufügen - stattdessen gibt es halt Fotos im Abspann.

Jede vermeintliche Charakterwendung hämmert uns "Hangover" mit dem passenden Popsong ein (eine gute Idee, denn anhand der Darsteller wäre sie nicht wahrnehmbar gewesen); nur um schlussendlich alle Beteiligten doch wieder im Status quo zu positionieren.
Natürlich wäre all das zu ertragen, wenn "Hangover" seine Bestimmung als dumpfer Party-Schenkelklopfer erfüllen würde, wovon vorliegend jedoch keinerlei Rede sein kann: Wer auf Dialogzeilen wie "The damage on the car is just inside" eine Karambolage mit Totalschaden folgen lässt, der hat den Comedy-Zug schon vor Jahrzehnten verpasst.
Andererseits: Was ist auch von jemanden zu erwarten, der seltsam betonende Asiaten und spaßlose Haus-Dominas als Ehefrauen wirklich als gelungene Interpretation von Klischees ansieht? Oder der um eine mittelmäßige Sketch-Pointe wie den Tiger einen ganzen Subplot baut? Eben!

Positiv ist einzig hervorzuheben, dass sich der Ausflug des dümmlichen Männer-Quartetts als erstaunlich zotenfrei erweist, und mit Ausnahme eines tollwütigen nackten Asiaten im Kofferraum wenige Fremdscham-Momente bietet. Man freut sich ja auch über Kleinigkeiten.

Letztendlich ist "Hangover" somit ein weiteres belangloses Konstrukt, welches heute unter dem Namen "Komödie" vermarktet wird, und in dem Pointen so rar sind, wie das Wasser im Death Valley.

3 / 10

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