18. Oktober 2010

Kurzkritik: Ghost Rider

Comicverfilmungen sind per se eine dankbare Sache, ist die Klärung der Gut-Böse-Fronten zumeist genreimmanent und verlangt so von den Beteiligten nicht allzuviel Gespür in der Charakterzeichnung.

Das dieses ungeschriebene Gesetz spätestens seit der Existenz von Nolans "Batman"-Filmen oder "Iron Man" nicht mehr gilt, hat sich offensichtlich aber noch nicht überall herumgesprochen: "Ghost Rider" setzt da an, wo schon andere 08/15-Blockbuster wie "Daredevil" und "Fantastic Four" gescheitert sind: Jegliche charakterliche Ambivalenz wird kleingeredet, die Handlung auf das Nötigste eingedampft und mit CGI aufgepumpt.

Dies ist unter cineastischen Gesichtpunkten ärgerlich; auf der anderen Seite haben Filme wie "Constantine" bewiesen, dass man auch standardisierte Lederjacken-Sonnenbrillen-Verfilmungen unterhaltsam gestalten kann, sofern man die Hebel für das Popcorn-Kino richtig zu bedienen weiß.
Nur: Ein Filmteam, dass sich zu 90% auf seine GCI-Effekte verlässt, täte gut daran, diese auch ordentlich zu machen. In "Ghost Rider" sind sie das größtenteil aber nicht: Allein der brennende Totenkopf erinnert stark an düstere "Diablo II"-Render-Video-Zeiten und sorgt eher für unfreiwillige Komik, denn Coolness. Ähnliches liese sich über Cage sagen, der zwar glaubhaft rüberbringt, dass er Comics mag, aber noch glaubhafter, dass er ein eher semibegabter Schauspieler ist.

Es ist nicht so, dass "Ghost Rider" ein gänzlich mieser Film ist; er wird sein Publikum unter Comicnerds und in der Zielgruppe: männlich - pubertär - verunsichert finden - wer sonst fände Gespenster auf Zweirädern bitte toll? Fernab dieser Zielgruppenfokusierung bleibt Johnsons Werk aber selbst für eine FSK12-Comicverfilmung erstaunlich langweilig und lahmarschig.

Erwähnenswert am Rande: Mit "Ghost Rider" baut Cage seinen Vorsprung im Kampf um das ausdrucksloseste Film-Gesicht dieses Jahrtausends gegenüber den Mimiklegasthenikern Jason Statham und Keanu "Sonnenbrille" Reeves weiter aus. Gratulation!

4 / 10

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