8. September 2010

Serienreview: Rom


Eigentlich ist "Rome" ja nichts weiter als eine "Lindenstraße" mit R-Rating und Toga: Zwar bietet das Gesehene wahrscheinlich die akurateste filmische Darstellung der römischen Antike auf, angesichts diverser verklärender Sandalenfilme ist die Messlatte hier allerdings auch nicht gerade in schwindelerregender Höhe.


Eine Fernsehserie ist kein Brockhaus, und ich wäre der Letzte, der eine allumfassende Aufarbeitung der politischen Situation fordert, insofern ist es sicherlich zu verschmerzen, dass Personen wie Cicero (dessen Darstellung meiner Meinung nach deutlich zu negativ ausfällt) eher beiläufig behandelt werden und beizeiten zugunsten der Seriendramaturgie mehrere Monate - zum Teil Jahre - großzügig übersprungen werden. Es stellt sich allerdings die Frage, ob es angesichts der Komplexität und der mannigfaltigen Erzählmöglichkeiten bezüglich des Staatsapparates sowie des politischen Lebens, wirklich noch die Handlungsstränge der beiden Legionäre Vorenus und Pullo gebraucht hätte: Ja, das Argument der Identifikationsfiguren hat hier seine Berechtigung, ebenso wie das Anliegen, auch das Leben außerhalb des Adels zu beschreiben - trotzalledem hat dieser Plot die meisten Glaubwürdigkeitsprobleme und zerfasert spätestens gegen Mitte der zweiten Staffel zu sehr in eine recht standardproblembeladene und belanglose Familientragödie.

Am Rande und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Dieses elendige Einfügen von voyeuristisch-verklemmten Sexszenen und dümmlich-blutigen Gewaltexzessen hat noch keine Serie besser gemacht - und "Rome" bildet da keine Ausnahme.

Viel Kritik, und trotzdem halte ich "Rome" für sehenswert, was ebenso mehrere Gründe hat: Zum einen sind die objektiven Kriterien alles sehr schön erfüllt worden - Ausstattung und Inszenierung sind herausragend, die Darstellerriege für eine Serienproduktion ordentlich. Wer auch nur ansatzweise mit solchen Sachen wie "Gladiator" und Co etwas anfangen kann, der findet hier zumindest optisch ein wahres Paradies vor.

Zum anderen entwickelt diese difuse Mixtur aus Politik und Daily-Soap-Liebeleien einen nicht zu verachtenden Suchtfaktor, dem man sich nach ein paar Folgen nur noch schwerlich entziehen kann.
Kurzum: "Rome" ersetzt sicherlich kein Geschichtsstudium, letztendlich will es das aber auch nicht - übrig bleibt eine unterhaltsame Soap der anspruchsvolleren Art im antiken Gewand. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

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