10. September 2010

Kritik: Amadeus

"Come on now, be honest! You´d rather listen to your hairdresser than Hercules, Horatius or Orpheus. People so lofty, they sound as if they shit marble."

Gar keine Frage, Forman ist zu keinem Zeitpunkt etwas an einer historisch einwandfreien Biographie des österreichischen Wunderknaben gelegen. Vielmehr inszeniert er ihn als den ersten Punkrocker der Musikgeschichte: Sein Mozart ist albern, vergnügungssüchtig und rebellisch - eine gewagte Interpretation, die sich ein anderes österreichisches Wunderkind - FALCO - zwei Jahre später in seiner Amadeus-Hommage zu Eigen machte.

Man muss diesen Ansatz in seiner Radikalität sicherlich nicht teilen, zumal er historisch gesehen so nicht haltbar ist; gleichwohl kann ein Musiker, der mit vollstem Einsatz so etwas visionäres wie "Die Zauberflöte" auf die Beine stellt, kein angepasster Möchtegern-Komponist sein.
Aber zurück zum Film -
Es gibt so Vieles was an "Amadeus" bemerkenswert ist: In erster Linie natürlich das Ensemble, allen voran Abraham und Hulce. Obwohl ihre Figuren, wie oben bereits angedeutet, in den Grundzügen eher einfach charakterisiert sind, ringen die Beiden ihnen doch die komplette Bandbreite an Emotionen ab, so dass nie die Gefahr bestünde, sich in einem Charakter-Scherenschnitt wiederzufinden.

Das andere große Plus des Werkes ist Formans Inszenierung, welche trotz der anfänglich abschreckenden dreistündigen Laufzeit keinerlei Leerlauf oder Langeweile bietet. Interessanterweise bedarf es hierzu nicht einmal besonderer erzählerischer Kniffe, es ist die Inszenierung und die Optik als solches, die einen in seinen Bann zieht - und das vollkommen unabhängig davon, ob man nun ein Klassik-Freund oder bloß ein einfacher Cineast ist. "Amadeus" funktioniert für jeden, und würde ich nicht aus Prinzip nach der ersten Sichtung keine 10er-Wertung verteilen, dann hätte ich jetzt einen weiteren Lieblingsfilm in meiner Liste stehen.

Eine - sich bei solch einem Werk aufdrängende - Selbstverständlichkeit soll zu guter Letzt noch ihren Platz in diesem Review finden: Der Soundtrack.
Es gibt sicherlich keinen Innovationspreis dafür, einem Film, welcher "Amadeus" heißt, mit Mozart-Musik zu unterlegen - aber was stört mich das?! Wenn Musik mit mehr als zweihundert Jahren auf dem Rücken auch heute noch so virtuos und modern klingt, dass man damit einen kompletten Hollywood-Film unterlegen kann, und dieser dadurch sogar noch zusätzlich gewinnt - dann könnte mir dieser Kritikpunkt egaler nicht sein.

Und mit der Musik lässt sich nun auch der Bogen zum anderen Alpenstaat-Punker ziehen, und es bleibt zum Schluss nur zu sagen:
Keep On Rockin´, Amadeus!

9.5 / 10

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