1. Februar 2011

Shorties: Die 120 Tage von Sodom

Pasolinis bewusst schematisch angelegte Auseinandersetzung mit Totalitarismen und Faschismus, die gerade wegen ihrer ungeheuren Distanziertheit zu allen Protagonisten zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Sujet und den menschenverachtenden Tendenzen in ihm aufruft.

Dabei oft als rein historischer Kommentar zur Geschichte Italiens der 40er Jahre verstanden, ist SALO´ letztendlich mehr ein universeller Diskurs über Macht und Verführung, Sex und Brutalität, der ganz bewusst die Parallelen zwischen einer sexualisierten Gesellschaft und einem faschistischen Staatssystem heraufbeschwört, und sich im Kontext seiner Entstehungszeit demnach ebenso als beißende Konsumkritik lesen lässt.

Dass sich Pasolini innerhalb seiner konzentrierten Inszenierung dabei der gleichen Mechanismen bedient, die er eigentlich entlarven möchte, zählt letztendlich zu den unübersehbaren Angriffsflächen von SALO´, dessen kompromisslose Wahl der Darstellungen wohl auch unter heutigen Rezipienten noch einige Kontroversen heraufbeschwören wird.  

Ob man jene Zweck-Mittel-Relation im letzten Werk des italienischen Filmemachers für gewahrt hält, muss jeder Zuschauer selbst entscheiden, und wird maßgeblich die Wertung des Gesehenen beeinflussen, daran besteht kein Zweifel. Trotz oder gerade wegen dieser Kompromisslosigkeit, die Positionierung und Betroffenheit gleichermaßen aufzwingt, möglicherweise einer der ehrlichsten und wirkungsvollsten filmischen Abhandlungen zum Wesen der Diktatur überhaupt.

9 / 10

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