10. Februar 2012

Kurzkritik: Alien

"I admire its purity. A survivor... unclouded by conscience, remorse, or delusions of morality." -

Dunkle Gänge, menschenleere Räume, unwirtliche Planeten. Auf den ersten Blick nicht viel mehr als ein formal herausragend inszenierter Abzählreim, erweist sich ALIEN bei näherer Betrachtung als ebenso galliger wie komplexer Gegenentwurf zum gerade in seiner Hochphase befindlichen Sternenkrieg aus dem Hause Lucas: Die unendlichen Weiten des Alls sind beengten und dreckigen Planeten und Raumkreuzern gewichen, die selbstlosen Helden durch eine Truppe von mehr oder weniger egozentrischen Raumpiloten ersetzt. Die von Carpenter-Wegbegleiter Dan O‘Bannon entwickelte und von Scott eingefangene Zukunftsvision ist eine düstere; eine in der ein skrupelloser Kapitalismus expandieren konnte, in der die Entscheidungsgewalt an Maschinen und Roboter delegiert wurde, und der Konsequenz einer perfekt angepassten und jeglichen moralischen Gedankengängen entkoppelten Tötungsmaschine tatsächlich eine perverse Art der Bewunderung entgegengebracht wird. Nirgends deutlicher als in der Brutstätte der Aliens wird dies deutlich: Auf den toten Überresten einer organischen Welt erwächst eine neue Stufe der Nicht-Zivilisation. 

Jene archaische, mit Phallus-Verkörperungen überzogene außerirdische Lebensform ist es, die ab dem Moment ihres Erscheinens dominiert, und den sowieso nur losen menschlichen Verbund in seine Einzelteile aufspaltet, bis sie schlussendlich in der direkten Konfrontation mit einer sich im Handlungsverlauf zunehmend emanzipierenden Frau gestellt und überwunden wird. Mit Sigourney Weaver ist das symbolträchtige „final girl“ damit zwar auch im Weltall angelangt; der Tenor des Films selbst bleibt nichtsdestotrotz ein resignierter, pessimistischer.

Mehr noch als im drei Jahre später folgenden BLADE RUNNER, der seine philosophischen Gedankengänge offen zur Schau stellte, lässt Scott seinen ALIEN aber auch (bei aller Problematik der Bezeichnung hinsichtlich der Vermischung verschiedener Mechanismen und Motive) als reinen Genrefilm funktionieren, der mit viel Suspense, faszinierend-morbiden Bildern aus der Feder von Giger und Goldsmiths Musik nicht nur das Publikum seinerzeit beeindruckte sondern das Horrorkino bis heute bereichert. 
9 / 10

2 Kommentare:

  1. @hitmanski: sehr schön, der Kritik kann ich mich voll und ganz anschließen, aber warum hast du einen Punkt abgezogen???

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  2. Sehr gut, stimme auch der Kritik voll und ganz zu! 9 von 10 Punkten finde ich auch völlig okay, wäre auch meine Wertung gewesen :)

    LG

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