11. Februar 2011

Kurzkritik: Day Of The Dead (Zombie 2)

"It didn't make me want to be its friend." -

Ganze sieben Jahre dauerte es, bis sich George A. Romero an einem dritten Teil seiner „Dead“-Reihe versuchte, und dabei die vorübergehend letzte Stufe der Vermischung von Genrehorror und politisch motivierten Subtext erreichen sollte.
Anders, als es auch zeitgenössische Rezeptionen erkennen lassen, ist „Day of the Dead“ trotz der sichtbar gestiegenen Kosten für Masken- und Goreeffekte nämlich keineswegs die tumbe Fortsetzung des prägenden Vorgängers, sondern vielmehr dessen logische Konsequenz und Weiterentwicklung.

Die zaghaften Gesellschaftsstrukturen aus dem Kaufhaus in „Dawn...“ sind im Angesicht der Apokalypse einer stark schematischen Gruppenbildung Untertage gewichen; das „Homo homini lupus“-Credo, mit dem bereits die beiden Vorgänger hantierten, erfährt im omnipräsenten Misstrauen nun seine finale Steigerung: Dem langsamen Zerfall von Zwischenmenschlichkeit und Kultur innerhalb der Menschen setzt Romero eine wachsende Fähigkeit zur Zivilisation des vermeintlich Barbarischen gegenüber.
Der düsteren Tenor, den „Day...“ damit anschlägt, greift grundsätzlich eher den Pessimismus aus „Night...“, als die beißende Satire des direkten Vorgängers auf, gleichzeitig verzichtet Romero aber bewusst auf eine diktierte Wertung der Geschehnisse: Nahezu nüchtern zeigt er das Kollabieren eines  offensichtlich nicht mehr funktionstüchtigen Gesellschaftsentwurfs, in deren Ende bereits die Anfänge für eine neue zu liegen scheinen. 
Folgerichtig verzichtet sein Film deshalb auch auf klare Identifikationsangebote oder Empathie auf Seiten der Eingeschlossenen, sondern demontiert sie  hinter der scheinbaren Oberflächlichkeit ihrer Fassade geschickt durch ambivalente Fragestellungen.

So mag es dann auch durchaus fraglich erscheinen, ob man sich über das Happy End nach 90 Minuten - sofern es denn überhaupt eines ist - wirklich freuen soll

8.5 / 10

1 Kommentar:

  1. Jetzt stolper ich schon wieder über den Film. Habe gerade erst gestern woanders einen Kommentar zum Ende verfasst, wo ich die Schlusseinstellung mit dem Kalender hervorhebe, die so schön deutlich macht, dass der Mensch, in der Dekonstruktion angelangt, doch wieder Struktur sucht. Vielleicht weil die Auflösung aller (gesellschaftlichen) Strukturen mit dem "Eskapismus des Individuums vor Zwängen" versinnbildlicht wird und die narrative Klammer des Traumes einen metaphysischen Übergang dort hin ermöglicht hat. Vielleicht ist es aber auch figural zu sehen, weil Sarah Wissenschaftlerin ist und nicht zu den Out-Casts (Afro-Amerikaner, Trinker) gehört. Auf jeden Fall ein toller Film, der bei mir allerdings einige Jahre der Reifung brauchte.

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