8. Dezember 2010

Kurzkritik: Long Weekend (1978)


Als phasenweise ebenso angestrengt, wie auch anstrengend, gestaltet sich Colin Egglestons Debüt auf der großen Leinwand: Historisch in der Zeit von Umweltschutz-Parabeln und Atomparanoia verortet, bricht „Long Weekend“ insofern mit den Erwartungshaltungen seines Publikums, als das er sich nicht einzig auf seinen nature-strikes-back-Plot reduzieren lässt, und sich in seinen Erklärungen nicht auf's Paranormalen bezieht, sondern die Bedrohung im wahrsten Sinne des Wortes auf natürliche Art und Weise nebensächlich generiert: Seine Spannung zieht Egglestone nahezu vollständig aus der entstehenden kammerspielartigen Atmosphäre, wenn er seine beiden Hauptdarsteller mit der eigenen Ohnmacht gegenüber der externen Bedrohung und der zerrütteten Psyche konfrontiert.

Dieses Vorhaben gelingt ihm zumindest in der psychologischer Ebene ansprechend, wenngleich auch nicht gänzlich ohne Klischees: Verdrängte Schuldgefühle, unterdrückte Sexualität, Risse in der scheinbar heilen Fassade - die Ausgangskonstellation bricht nicht mit den Konventionen des Genres, vermeidet aber größtenteils allzu ausladende Gesten in der Zeichnung ihrer Figuren und der Charakterisierung derer Beziehung zueinander, sondern beschränkt sich stattdessen auf den sich herauskristallisierenden Horror des Misstrauens in der zwischenmenschlichen Normalität.
Zumindest im Kontext seiner Zeit, kann man dieser Konzeption eine gewisse Originalität nicht absprechen.

Leider deutlich weniger subtil, präsentiert sich die Ausgestaltung, der, um jenen Status Quo gestrickten, Rahmenhandlung: In seiner Gesellschaftsschelte gegenüber dem sorglosen Umgang mit Flora und Fauna, flüchtet sich „Long Weekend“ wiederholt in platte Symboliken und Verweisketten, und kommt trotz seines mitunter aufdringlichen Konglomerats an Metaphern nie zu wirklichem Tiefgang: Wenn der Wochenend-Trip an jener Stelle sein Ende findet, wo er seinen unheilvollen Ausgangspunkt hatte, und Eggleston den großen Bogen der Inhumanität vom Mikro- zum Makrokosmos hin konstruiert, dann ist das zwar gut gemeint, aber in seiner Message auch etwas naiv und altbacken.

Trotzalledem ist „Long Weekend“ nicht nur wegen dem Exotenstatus‘ des australischen Films einen Blick wert, sondern vorallem unter technischen Aspekten stellenweise durchaus ansprechend: Trotz seines nahezu vollständigen Verzichts der Visualisierung seines Grauens, offenbart sich Egglestons Film als erstaunlich atmosphärisch - ein Umstand der zweifelsohne der ebenso herausragenden wie homogen integrierten Soundkulisse geschuldet ist: Es sind die ebenso alten, wie auch beeindruckenden Essenzen der Urängste vor Natur und Dunkelheit, mit denen es „Long Weekend“ versteht, Protagonisten und Publikum gleichermaßen in Unruhe zu versetzen.

Ebensowenig sollte man unterschlagen, dass „Long Weekend“ - eigentlich oftmals selbst schon reines Zitatkino - einen nicht unerheblichen Widerhall in der jüngeren Filmgeschichte gefunden haben dürfte: Von Backwood-Schrott wie „Eden Lake“ bis hin zu den deutlichen Parallelen zu vonTriers „Antichrist“.

6.5 / 10

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