31. Oktober 2010

Kurzkritik: Chicago

"And that's good, isn't it? Grand, isn't it? Great, isn't it? Swell, isn't it? Fun, isn't it?"

Mit "Chicago" legt Rob Marshall wohl eine der gelungensten Interpretationen der, zu Beginn der 00-Jahre wieder auflebenden, Musical-Welle vor, was vor allem daran liegen dürfte, dass er ein gewisses Grundverständnis für die Materie mitbringt: Zu keiner Zeit versucht der Regisseur, den Stoff vollständig von den Bühnenursprüngen loszureißen, vielmehr erweitert er ihn behutsam und sinnvoll durch die Mittel des Films.
In den meisten Fällen schafft es "Chicago" dabei erstaunlich problemlos, den quietschbunten Varieté-Look mit der restlichen Szenerie durch Parallelmontagen und ähnliche inszenatorische Kniffe zu vermischen und zu einem homogenen Ganzen zu formen.

Das Ensemble wird den Anforderungen, die mit den großen Namen einhergehen fast vollständig gerecht: Gere hat sichtlich Spaß in seiner Rolle als schmieriger Anwalt, auch Renée Zellweger nimmt man ihre naive Interpretation der Roxie zu jeder Zeit ab. Warum sich die Academy damals jedoch dazu entschloss, die anämische Catherine Zeta-Jones anstelle der wesentlich charismatischeren Queen Latifah auszuzeichnen, bleibt wohl für immer ein Rätsel.

Die größten Schwächen - und das darf an dieser Stelle durchaus überraschen - haben Cast und Inszenierung in den auf konventionell getrimmten Storyszenen ohne Musik und Performance: Die ausladende Gestik, die exaltierte Selbstinszenierung - all die Dinge, die den Reiz und die Präsenz innerhalb der Bühnensequenzen evozieren, verkommen in den Dialogen zu grotesken Overacting, und erfordern deshalb einiges an Nachsicht.

Wer sich mit diesen kleineren Mankos anfreunden kann, der bekommt ein durchwegs flottes und kreativ in Szene gesetztes Musical zu sehen, welches nichtsdestotrotz mit seinen sechs Oscars etwas über Wert gehandelt wurde.

7.5 / 10

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