26. Januar 2011

Kritik: Tucker & Dale vs Evil

"This Year Spring Break is Cut Short!" - 

Es ist ein Ansatz, mit dem man Sympathien gewinnen kann, den sich Regiedebütant Eli Craig mit seinem Versuch einer Horrorpersiflage TUCKER & DALE VS EVIL herausgesucht hat: Den typischen Backwood-Slasher aus gespiegelter Perspektive, als Verkehrung der Fronten.

Angelehnt an die großen Vorbilder des Genres konzentriert sich sein streng schematisch ablaufender Film auf die beiden Rednecks Tucker und Dale, und erzählt deren Aufeinandertreffen mit einer zugereisten College-Clique, die sich in Folge von mannigfaltigen Missverständnissen langsam aber sicher selbst zu dezimieren beginnt.

Die Simplizität des Plots scheint verzeihlich, ist letztendlich auch eher dem Spottobjekt selbst, als mangelnder Script-Kreativität geschuldet - und doch stellt sich bisweilen Enttäuschung ein, wenn man feststellt, dass Craig die durchdeklinierten Pfade des Genres bis zum Schluss zu keiner Zeit verlassen möchte, ja sie nicht einmal variiert.

In vielerlei Hinsicht kämpft TUCKER... mit der gleichen Mutlosigkeit, die bereits ähnlich konzipierte Filme in jüngerer Vergangenheit zum Straucheln brachten: Ein Konglomerat aus Klischees ist weder automatisch lustig, geschweige denn Satire, selbst wenn man sie so offensichtlich zelebriert, wie es hier der Fall ist.
Craig lässt die Distanz vermissen, die es ihm erlauben würde, den Stoff wirklich zu überzeichnen und zu ironisieren, zu klar möchte sein Film mit seinen beiden Hinterwäldlern dem Publikum ein Identifikationsangebot unterbreiten.
Es gibt Szenen, und es sind derer nicht wenige, in denen der Film sein durchaus vorhandenes parodistisches Potential deshalb fallen lässt, und sich unbewusst jenen Genrekonventionen und -dramaturgien hingibt, die er eigentlich entlarven möchte. Hier erodiert das Konzept, die Überspitzungen werden als platt wahrgenommen, und  es ist nicht verwunderlich, dass einige Bilder dabei bisweilen von schwarzen Humor in unbequemen Zynismus umschlagen.

So bleibt die Redneck-Schlachtplatte schlussendlich auch nur ein Potpourri aus Einzelpassagen, die zu gefallen wissen, und mal mehr, mal weniger offensiv mit Verweisen auf die Klassiker des Horrorkinos, von Hoopers CHAINSAW MASSACRE bis hin zum neueren EDEN LAKE, den liebenswerten Horror-Fan auf dem Regiestuhl durchblicken lassen.
Das ist wie eingangs erwähnt nicht unsympathisch, aber die Qualität und Detailversessenheit im Umgang mit der Materie und das Chuzpe in der Inszenierung eines Edgar Wright oder Simon Pegg erreicht TUCKER... zu keinem Zeitpunkt. Vieles lebt hier für den Moment, zieht seine Faszination aus Funsplatter-Mechanismen, aber geht doch nie über diese hinaus, die Möglichkeit der gewitzten Reflexion über die eigenen Ursprünge und die Entwicklung seit diesen, wie sie Craven mit SCREAM seiner Zeit als machbar bewies, gelingt auch Craig nicht.

Am Ende bleibt ein Werk stehen, dass man am Besten irgendwo zwischen „nett“ und „enttäuschend“ verorten kann.
5.5 / 10

erschienen bei: mehrfilm

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