„Perfektion ist nicht alles“ -
Sätze wie dieser kommen zwar im Script von Mark Heyman vor, werden von Darren Aronofksy auf dem Regiestuhl aber zu keiner Zeit verinnerlich, und bisweilen sogar ins Groteske verkehrt.
In vielerlei Hinsicht ist BLACK SWAN wahrscheinlich wirklich so etwas wie die bisherige Schaffensessenz seines Schöpfers; ein Film gefangen im Vakuum zwischen gefälligen Big-Picture-Kino und dem Versuch sich von eben diesem zu entkoppeln; ein Werk, das gerne bedeutsam wäre, und es doch nicht ist; dessen einzige Reflexion in Spiegeln und Glasscheiben stattfindet.
Es ist nicht die Oberfläche, an der Aronofskys fünfter Film scheitert, es ist vielmehr seine Oberflächlichkeit: Überzogene Branchensatire trifft auf Paranoia-Wahn und Emanzipationsdrama, und letztendlich ist es stets das mangelnde Fingerspitzengefühl, der Verzicht auf Subtilität, die BLACK SWAN genauso zusammenbrechen lässt, wie seine Hauptdarstellerin.
Es ist ein Film, der sich nicht von der Stelle bewegt, der sein Publikum zwar an der Hand packt und mitschleppt, aber doch nie in den Werdegang seiner Protagonistin involviert. Schizophrenie-Komplexe werden zu große Teilen auf ein schwarz-weißes Farbenspiel und Rorschach-Motive herunter gebrochen, die weiterführende Diskussion über die Spaltung von Fleisch, Wille und Unterbewusstsein mit der der Film während der gesamten Laufzeit zu kokettieren scheint, wird von Aronofsky weder konditioniert, noch ausgefochten.
Die Vergleiche, mit denen BLACK SWAN in der Rezeption konfrontiert wird, hat sich sein Regisseur dabei selbst zuzuschreiben, denn tatsächlich taugt sein Werk noch nicht einmal als Exploitationvariante seiner großen Vorbilder.
Aronofsky sucht die inhaltliche und visuelle Nähe zu Cronenberg und Polański so sehr, dass es schon Plagiatsnähe erreicht, und doch hat er seine Vorlagen nicht durchdrungen, bringt er den aufgeworfenen Fragestellungen keine neuen Antworten entgegen.
Wo SPIDER in meditativer Ruhe Chronologien verschmilzt, Fiktion und Realität verschwimmen lässt, sich ganz auf die charakterliche Zerrissenheit seiner Figur konzentriert, da flüchtet sich BLACK SWAN in naive Body-Horror-Anleihen und Wahrnehmungsspielereien.
Sexuelle Spannungen und den Wegfall der Wohnung als letzten Rückzugsort fängt Aronofsky mit Hand-Gekrabbel im Schritt, aufgesetzten Buh-Momenten in der Badewanne und ähnlichen Metaphern ein, die die Grenze zur Fremdscham mehr als einmal zu überschreiten drohen.
Ähnlich aufdringlich wie die Inszenierung gestaltet sich Natalie Portmans Schauspiel, welches sich erneut in Academy-Avancen ergeht, und schlussendlich doch nur wieder ihre fehlgeleitete Interpretation von method-acting zur Schau stellt. Ein anämisches Erscheinungsbild und das Beherrschen von ein paar Choreografien kann doch nie darüber hinwegtäuschen, dass Portman weder den emotionalen Zwiespalt, noch die Ängste und Furcht wirklich glaubhaft zu machen vermag - es ist die anbiedernste und doch ausdruckloseste Darbietung einer potentiellen Oscar-Kandidatin seit langem.
Darren Aronofsky legt die Karten auf den Tisch, lässt keinen Zweifel daran, dass die Qualitäten von THE WRESTLER bei Rourke zu suchen sind, nicht bei ihm, dass ihm Neoprätentionismus noch immer wichtiger ist, als die Geschichte, die er erzählen möchte. So ist BLACK SWAN schlussendlich auch nicht Kafka, sondern Kinderkanal, nicht leichtfüßiges Ballett, sondern ein schwerfälliger Walzer.
Sätze wie dieser kommen zwar im Script von Mark Heyman vor, werden von Darren Aronofksy auf dem Regiestuhl aber zu keiner Zeit verinnerlich, und bisweilen sogar ins Groteske verkehrt.
In vielerlei Hinsicht ist BLACK SWAN wahrscheinlich wirklich so etwas wie die bisherige Schaffensessenz seines Schöpfers; ein Film gefangen im Vakuum zwischen gefälligen Big-Picture-Kino und dem Versuch sich von eben diesem zu entkoppeln; ein Werk, das gerne bedeutsam wäre, und es doch nicht ist; dessen einzige Reflexion in Spiegeln und Glasscheiben stattfindet.
Es ist nicht die Oberfläche, an der Aronofskys fünfter Film scheitert, es ist vielmehr seine Oberflächlichkeit: Überzogene Branchensatire trifft auf Paranoia-Wahn und Emanzipationsdrama, und letztendlich ist es stets das mangelnde Fingerspitzengefühl, der Verzicht auf Subtilität, die BLACK SWAN genauso zusammenbrechen lässt, wie seine Hauptdarstellerin.
Es ist ein Film, der sich nicht von der Stelle bewegt, der sein Publikum zwar an der Hand packt und mitschleppt, aber doch nie in den Werdegang seiner Protagonistin involviert. Schizophrenie-Komplexe werden zu große Teilen auf ein schwarz-weißes Farbenspiel und Rorschach-Motive herunter gebrochen, die weiterführende Diskussion über die Spaltung von Fleisch, Wille und Unterbewusstsein mit der der Film während der gesamten Laufzeit zu kokettieren scheint, wird von Aronofsky weder konditioniert, noch ausgefochten.
Die Vergleiche, mit denen BLACK SWAN in der Rezeption konfrontiert wird, hat sich sein Regisseur dabei selbst zuzuschreiben, denn tatsächlich taugt sein Werk noch nicht einmal als Exploitationvariante seiner großen Vorbilder.
Aronofsky sucht die inhaltliche und visuelle Nähe zu Cronenberg und Polański so sehr, dass es schon Plagiatsnähe erreicht, und doch hat er seine Vorlagen nicht durchdrungen, bringt er den aufgeworfenen Fragestellungen keine neuen Antworten entgegen.
Wo SPIDER in meditativer Ruhe Chronologien verschmilzt, Fiktion und Realität verschwimmen lässt, sich ganz auf die charakterliche Zerrissenheit seiner Figur konzentriert, da flüchtet sich BLACK SWAN in naive Body-Horror-Anleihen und Wahrnehmungsspielereien.
Sexuelle Spannungen und den Wegfall der Wohnung als letzten Rückzugsort fängt Aronofsky mit Hand-Gekrabbel im Schritt, aufgesetzten Buh-Momenten in der Badewanne und ähnlichen Metaphern ein, die die Grenze zur Fremdscham mehr als einmal zu überschreiten drohen.
Ähnlich aufdringlich wie die Inszenierung gestaltet sich Natalie Portmans Schauspiel, welches sich erneut in Academy-Avancen ergeht, und schlussendlich doch nur wieder ihre fehlgeleitete Interpretation von method-acting zur Schau stellt. Ein anämisches Erscheinungsbild und das Beherrschen von ein paar Choreografien kann doch nie darüber hinwegtäuschen, dass Portman weder den emotionalen Zwiespalt, noch die Ängste und Furcht wirklich glaubhaft zu machen vermag - es ist die anbiedernste und doch ausdruckloseste Darbietung einer potentiellen Oscar-Kandidatin seit langem.
Darren Aronofsky legt die Karten auf den Tisch, lässt keinen Zweifel daran, dass die Qualitäten von THE WRESTLER bei Rourke zu suchen sind, nicht bei ihm, dass ihm Neoprätentionismus noch immer wichtiger ist, als die Geschichte, die er erzählen möchte. So ist BLACK SWAN schlussendlich auch nicht Kafka, sondern Kinderkanal, nicht leichtfüßiges Ballett, sondern ein schwerfälliger Walzer.
3 / 10
Wtf ist denn Neoprätentionismus
AntwortenLöschenWortkreation :D
AntwortenLöschenDas selbstgefällige Anstreben einer Perfektion, oder das, was viele darunter verstehen, durch vorwiegend technische Mittel ohne Rückhalt in der Geschichte. Und "Neo" weil ich sowas seit Kubrick niemanden so oft vorgeworfen habe, wie Aronofsky :P
Das neo störte mich:-) Wobei ich Aronofsky nun einges vorwerfen würde, aber sicher nicht Prätention. Gerade bei ihm stimmt die Melange aus Form und Inhalt, sicherlich mag mal das eine oder mal das andere überwiegen, aber in seinem Œuvre hält sich das durchaus die Waage. Da ist Kubrick mit sicherheit doch viel oberfläcjlicher und detailverliebter an seine visuelle Umsetzung gegangen und hat oft genug vergessen seine Geschichte zu erzählen.
AntwortenLöschenIch verzeihe Aronofsky weder seinen als Erfahrungskino getarnten Zeigefinger-Film REQUIEM, noch den belanglosen Eso-Bilderreigen FOUNTAIN. Insofern ist BLACK SWAN sogar direkt harmlos, aber anstrengend selbstverliebt ist er auch hier. Ich glaube ich habe in keinem Film mehr Spiegel und U-Bahn-Fenster gesehen...
AntwortenLöschenGanz und gar überbewerteter Zeitgenosse :P
Keine Angst ich bin kein Fanboy. Ich verstehe nicht was an Foutain so esotherisch sein soll. Ich benutze das Prädikat Meisterwerk ja selten, hier ist es mir angebracht. Eben weil der Film sich kein Stück auf die Bilder verlässt, sondern seine Protagonisten komplett in den Mittelpunkt stellt. Manchmal glaube ich, die Leute haben nur die letzen 15 Minuten von "The Fountain" gesehen:-)
AntwortenLöschenPI oder auch The Wrestler sind doch gute /Beispiele dass er durchaus auch "bodenständig" zu arbeiten vermag, wobei letzter seinen Reiz vielfach durch Rourkes Privatleben zog. Bei Requiem kann ich dir zustimmen, gute ansätze, die im Konservativen enden.
PI kenn' ich immer noch nicht vollständig, aber der soll ja halbwegs erträglich sein - bei Gelegenheit werde ich mich mal daran versuchen.
AntwortenLöschenTHE WRESTLER funktioniert aber in erster Linie nur, weil Aronofsky seinen Stil fast vollständig aufgibt, bzw. der Geschichte unterordnet - das ist für ihn zwar eine gewisse Weiterentwicklung gewesen, hat ihn aber auch austauschbar gemacht - der Film lebt halt von Rourke.
Puh, FOUNTAIN ewig her, dass ich den gesehen habe... Ich sehe halt auch da wieder gute Ansätze, die grundsätzliche Erzählstruktur ist ja nicht ungeschickt; aber irgendwie war mir das alles zu abgedreht und verschwurbelt. Für eine zufriedenstellende Antwort müsste ich den aber definitv noch einmal sehen :P
Ich urteile besser mal nicht über einen Film, den ich noch nicht gesehen habe, der aber - im Gegensatz zu "The Fountain" - beinahe uneingeschränkt gerühmt wird. Der eigentliche Grund, warum ich mich regelrecht auf die baldige Sichtung freue: Es gibt ausserordentlich wenige grosse Ballett-Filme. Ausser "The Red Shoes" (1948) und dem eine Zeitlang unnötig gehypten "The Turning Point" (1977) mit MacLaine und Bancroft fällt mir im Moment keiner ein. --- Es ist jedoch denkbar, dass ich micn nachher deiner Minderheitsposition anschliessen werde, da mich das Getue um "The Fountain" auch nicht zum Aronofsky-Fan machte...
AntwortenLöschenIch bin gespannt, was du sagst; bisher sind meine Eindrücke sehr geteilt: Viele positive Rezensionen, aber unter den Bloggern (siehe From Beyond und Blockbuster Entertainment) ist die Stimmung eher ernüchternd.
AntwortenLöschenDen direkten Vergleich mit Ballettfilmen kann ich nicht wirklich ziehen, angeblich soll sich Aronofsky ja auch von denen inspirieren lassen. Ich fand die Cronenberg- Polanksi-Parallelen schon anstrengend genug :P
Ehrlich gesagt bin ich mit Ihrer Kritik überhaupt nicht einverstanden. Klar kann ich Ihnen bei gewissen Kritikpunkten nachfühlen oder verstehen, das es Geschmackssache ist. Aber das Sie den Film und vorallem die Hauptdarstellerin dermassen zerreissen kann ich doch nicht gelten lassen. Vorallem die Darstellung von Natalie Portmann gehört zu meinem absoluten Highliths... Selten habe ich eine Filmkritik gelesen, die sich dermassen weit von meiner eigenen Meinung wegbewegt... das isch schon fast erschreckend. Wie kann das sein? Oder habe ich meine Kritik (auf www.theblackblog.ch) zu stark übertriben mit den Lobgesängen?
AntwortenLöschenJup, ich finde es übertrieben, kann es auch nicht ganz nachvollziehen, aber ich habe an passenderer Stelle ein paar Sätze dazu geschrieben.
AntwortenLöschenWir müssen wohl damit leben, dass "Black Swan" ergebene Verehrer und gnadenlose Verächter hat. Manchmal hilft es, einen solchen Film für ein paar Jahre zur Seite zu legen und ihn dann in einem uns möglichen Kontext neu zu beurteilen. Das kann ernüchternd sein (wie konnten wir uns über solchen Durchschnitt nur so echauffieren?) oder ganz neue, spannende Einsichten gewähren. Alles schon dagewesen. Ich warte jetzt definitiv die DVD ab, um ein wenig Distanz zu Kritiken und Blog-Artikeln zu gewinnen.
AntwortenLöschenDas ist wohl die erse negative Review, die ich von Black Swan lese, aber vielleicht wird sich Aronofskys Streifen in die Reihe der "entweder-du-liebst-oder-hasst-ihn-Filme" einfügen ;-)
AntwortenLöschenDann liest du die falschen Leute :P
AntwortenLöschenHey (;
AntwortenLöschenIch find deinen Blog super!!
ich habe auch einen Blog zum Thema Filmkritiken gemacht .. wenn du lust hast kannst du ja mal reinschauen (:
würde mich freuen..