11. November 2010

Kurzkritik: Falco - Verdammt wir leben noch

"Ich kann ohne das Lebensgefühl, so zwischen Depression und Größenwahn, nicht wirklich leben." -

Man sollte überhaupt nicht versuchen, es zu verschleiern oder zu übergehen: "Falco" wird nur für jenen Teil der Zuschauer wirklich gut funktionieren, die bereit sind, über einige Schwächen hinwegzusehen: Thomas Roth erfindet das Rad der verfilmten Autobiographie zu keiner Zeit neu, vielmehr belässt er es dabei, das konzeptionelle Malen-nach-Zahlen-Schema bestmöglich mit Details und historischen Vernüpfungen auszufüllen.

Und dieses Vorhaben gelingt ihm im Großen und Ganzen auch wirklich ordentlich: Eine Autobiografie, sei es nun Buch oder Film, wird sich immer schwer darin tun, den Spagat zwischen den markanten und bekannten Zitaten und Sequenzen des Biographierten und der Person dahinter zu zeichnen - dass Hans Hölzel offensichtlich ein sehr komplexer Charakter mit etlichen Brüchen war, macht jenes Unterfangen sicher nicht einfacher.
Roth und sein Hauptprotagonist Manuel Rubey scheinen sich dessen stets bewusst zu sein, und versuchen deshalb relativ stringent, den inneren Zwist zwischen der sprücheklopfenden Kunstfigur Falco, und dem kaputten Typen Hölzel zu verdeutlichen, und auf die Leinwand zu transportieren.
Sieht man mal von der fehlenden Tiefenzeichnung ab, die aber auch die großen Vorbilder "Walk The Line" und "Ray" weitestgehend vermissen lassen, treffen die beiden Hauptverantwortlichen in ihrem Film dabei durchaus die richtigen Töne.

Sicher: Rubey ist kein Phoenix - aber sieht man mal von den etwas kraftlosen Gesangsparts ab, macht er seine Sache als Charakterschauspieler ohne wirkliche Erfahrung beim Film, erstaunlich gut.
Ähnliches lässt sich auch über den restlichen Cast sagen, der gerade dem oftmals unterschätzten Christian Tramitz als Falco-Manager und Berater Horst Bork die Möglichkeit gibt, endlich einmal abseits der Knallchargen-Revue von Kompagnon Herbig agieren und sein Talent unter Beweis stellen zu können.

Kurzum: Um "Falco" über dem Durchschnitt zu positionieren, benötigt es sicherlich einiges an Sympathie für den österreichischen Punker aus Passion - wer diese mitbringt, der bekommt eine durchunddurch charmante Biografie geboten. Für den Rest bleibt immer noch die Feststellung, dass es mit Roths Film nach längerer Abstinez mal wieder eine durchgehend deutschsprachige UND sehenswerte Produktion ins Kino geschafft hat.

8 / 10

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