12. November 2010

Kritik: Harry Potter VI - Der Halbblutprinz


In gewisser Weise muss man die letzten beiden Adaptionen des Potter-Universums von David Yates so behandeln, wie die vorangegangenen Filme der Reihe auch: Die Reduzierung und Trivialisierung des ohnehin nicht allzu komplexen Ursprungsstoffes raubt dem gesamten Faszinosum um die Zauberwelt Einiges von ihrem Charme - dessen sollte man sich von Anfang an bewusst sein, um nicht über die eigene Erwartungshaltung zu stolpern.

"Harry Potter and the Half Blood Prince" macht dabei keine Ausnahme von der Regel; die zunehmenden Verknüpfungen und die damit einhergehende Düsternis der Geschichte sind Fluch und Segen des Films zugleich: Man ist dabei oftmals geneigt, dem Plot nicht mehr mit dem verniedlichenden Stempel des Kinderfilms abzufertigen, und ihm sogar ein gewisses Interesse entgegenzubringen, zumal Bonham-Carter und der Malfoy-Clan wenige, aber dafür ziemlich imposante anzusehende Auftritte absolvieren.
Die Probleme, die sich dabei ergeben, liegen jedoch auf der Hand: Wer die Vorgängerfilme, bzw. die Bücher nicht, oder nur auszugsweise kennt, der wird sich in dem Wirrwarr aus Figuren, Symbolen und Storyelementen nur schwerlich zurecht finden, zumal durch die Subtraktion mancher Passagen aus dem zugrundeliegenden Ursprungsstoff selbst von treuen Lesern einiges an Aufmerksamkeit abverlangt wird.

Man kann jenes als typischen Malus von Romanadaptionen, zumal von den mittleren Teilen einer Reihe, abtun, aber es bleibt doch der fade Beigeschmack, dass man anstelle der ausufernden Teenie-Belanglosigkeiten im Mittelteil doch etwas mehr wirklichen Content hätte liefern können.

Überhaupt muss man sich mit Yates´ Stil anfreunden können, denn ein Meister der Subtilität war der Brite noch nie: Da wird kräftig mit den Sepia- und Blau-Filtern gespielt, um die apokalyptische Grundstimmung zu unterstreichen, und der etwas beschränkte Ron darf als Vollhonk auf Abruf schonmal rückwärts von der Couch purzeln.

Man kann sich an dieser Art der Inszenierung stoßen, zumal sie den Charakteren eigentlich keine weitere psychologische Ebene hinzufügt, sondern sie im status quo der Vorgängerfilme verharren lässt - man kann aber auch einfach darüber hinwegsehen, denn auch wenn man es sich als der Adoleszenz entglittener Betrachter nicht immer eingestehen will: Sympathisch sind die Figuren dann doch alle irgendwie (interessanterweise jedoch vorallem das Professoren-Kollegium, und nicht so sehr das Haupt-Trio), und schlussendlich möchte man dann doch irgendwie wissen, wie es weiter geht.

Mit viel gutem Willen ringe ich mir deshalb auch das Prädikat "Sehenswert" ab, auch wenn sich das sechste Abenteuer des Zauberlehrlings mehr als einmal einen Ausrutscher nach unten leistet.

7  / 10

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