14. November 2010

Kurzkritik: Der Pate II

"I think it´s too late for changes, Michael." -

Nahezu vollständig befreit von den Konventionen modernen Kinos zelebriert Francis Ford Coppola zum zweiten Mal den einst von Mario Puzo erdachten Werdegang des Michael Corleone, den er mittlerweile zur komplexen Biographie und zum Sittengemälde mehrerer Epochen erweitert hat.

Ruhig und breit inszeniert, findet Coppola zu jeder Zeit die passenden Bilder und Zwischentöne für die Melancholie, aus der sein zweiter Teil der "Godfather"-Saga gestrickt ist: Es geht mäandernder zu, als im Auftakt, die Geschichte vertieft jene Komplexität, die bereits dem Auftakt immanent war.
Zu großen Teilen lebt der Film aber auch von Al Pacino, dessen Rolle endlich einmal mit seinem Ego übereinzustimmen scheint. Er und Coppola insznenieren ihren Michael Corleone als durchaus empathiefähigen Charakter, gleichzeitig ist ihre Interpretation aber zu jeder Zeit viel zu ambivalent, um in pervertierte Heldenverehrung oder Glorifizierung abzurutschen.

Schwer- und Höhepunkt zugleich erlangt "Godfather II" in jenen Momenten, in denen der mehr als dreistündige Epos die Werdegänge des jungen Vito und des alternden Michael nahezu miteinander verschmelzen lässt - der äußere Aufstieg des Vaters korreliert mit dem inneren Zerfall des Sohnes. Filmische Dualität in inszenatorischer und narrativer Hinsicht par excellence.

Die oftmals ausformulierte, aber doch unangebrachte Frage danach, ob der Mittelteil die Ouvertüre über- oder unterbietet, habe ich damals im Review zum ersten Teil schon beantwortet: Es ist ein großes Ganzes, und als solches sollte man es auch behandeln.

10 / 10

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