9. Januar 2011

Kritik: Duell

"I can call the police." -

Spielbergs ebenso mutiges, wie auch wegweisendes Debüt, dass sich in selten gesehener Einfachheit und Plausibilität seiner Mittel an der Vermischung von modernem Action- und klassischen Suspensekino versucht, sich hinter jenem Überbau aber auch bewusst als Meditation über menschliche Versagensängste und die Macht des Unterbewusstseins lesen lässt.

Geschickt überträgt DUEL dabei die demonstrative Macho-Pose seiner sexuell aufgeladenen Tankzug-Metapher von der Metaebene in das visuelle Konzept, und konfrontiert seinen Protagonisten weniger mit der Angst vor physischer Gewalt, als vielmehr mit einer chimärenhaften Furcht vor den verdrängten Problemen, seiner geschlechterspezifischen Rolle nicht gerecht werden zu können.
Es ist nicht nur ein Duell zweier Fahrer, sondern auch das Gegenüberstellen einer ebenso präzisen, wie doch triebhaften Aggression und einer, in ihrer Überreflexion der Situation schon fast manischen Intellektualität - gewissermaßen ist es ein Kampf der Analytik, gegen die Pragmatik, den der Regisseur inner- und außerhalb von Weavers Charakter ablaufen lässt.

Ebenso wie sein Verfolger brechen auch die Ängste, die der Figur von Anfang an immanent waren, unvermittelt, aber in voller Wucht und Omnipräsenz in ihr Leben ein, umkreisen sie, und gipfeln in einer in ihrer Direktheit notwendigen Konfrontation, dessen psychologische Auflösung dem Zuschauer am Schluss aber selbst überlassen bleibt, schließt DUEL zwar formal seine Geschichte ab, vermeidet es aber doch, in seiner Schlusseinstellung, den endgültigen Frieden seines Hauptcharakters einzuläuten.

Obwohl Spielbergs die Männlichkeitskomplexe seines Sujets dabei deutlich herausstellt, funktioniert es auch entkoppelt von diesen, als allgemein gehaltener, beizeiten etwas naiver Kommentar zur Reaktion der Psyche auf Extremsituationen und dem Umgang mit Paranoia und Wahnvorstellungen (schlicht meisterlich: die Saloon-Sequenz).

Dass Steven Spielberg in seiner Inszenierung nicht nur seinem eigenen Klassiker JAWS vorweggreift, ähneln sich die beiden Werke in ihrer Struktur doch sehr, sondern diesen in puncto Modernität sogar zu überflügeln vermag, liegt nicht nur am virtuosen Schnitt und der Bildregie, sondern auch daran, dass DUEL im Gegensatz zur Hai-Jagd nahezu ohne wahrnehmbare Tricktechnik auskommen kann; und nicht zuletzt den interessanteren Subtext zu bieten hat.

DUEL bleibt deshalb nicht nur im Œuvre des Regisseurs ein wichtiger und ungewöhnlicher Film, nimmt er seinen Zuschauer doch wesentlich weniger an die Hand, als viele Spätwerke, sondern wirkt durch direkte und indirekte Zitate, von THE HITCHER bis THROTTLE noch bis heute auf die Filmgeschichte fort.

8 / 10

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