12. Januar 2011

Kurzkritik: Sprich mit ihr

„Aus dem Tod entsteigt das Leben“

Pedro Almodóvars erster Film nach seinem oscarprämierten TODO SOBRE MI MADRE ist ein im positiven Sinne schwer in Worte zu fassendes Stück Kino, dessen Auseinandersetzung mit der Kontinuität des Schicksals so bedacht, und doch so lebendig inszeniert und kraftvoll in seiner Metaphorik ist, dass der Anspruch einer ganzheitlichen inhaltliche Auseinandersetzung fast schon vermessen wäre.

Bereits in der ersten Einstellung, in der auf einer Theaterbühne vom Leben gekennzeichnete Frauen mit eben diesem hadern, und ein Mann sich ebenso ungelenk, wie doch unbändig in seinem Willen, sich an ihrer Befreiung zu probieren, zu sehen sind, nimmt der spanische Regisseur bereits ein zentrales Thema des Films vorweg: Es ist der heißblütige Versuch, dem fatalistischen Käfig des Lebens zu entfliehen, der jede einzelne Figur in HABLE CON ELLA antreibt, der letztendlich aber doch immer nur ein Arrangement mit eben jenem ist.

HABLE CON ELLA ist dabei weit mehr als nur eine Parabel über die Selbsterfüllung und -aufgabe innerhalb einer ewig währenden und vermeintlich bedingungslosen Liebe, er ist gleichzeitig auch deren sezierende Analyse; entlarvt er große Teile eben dieser doch nur als egomanischen Wunsch nach Anerkennung, und sieht in den Verhaltensweisen seiner Figuren - sei es die Flucht in eine irreale Welt aus Erinnerung und Traum, oder die Verklärung der gegenwärtigen Realität - doch stets eskapistische Mechanismen des Selbstschutzes.

Trotzdem ist das 14. Werk Almodóvars keineswegs ein pessimistisches; ist sein Tenor doch, dass jedem Ende auch ein neuer Anfang immanent ist  - wenn man nur bereit ist, loszulassen.

9 / 10

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