13. Juni 2008

Kurzkritik: Requiem for a dream

"Laufe nicht bei Rot über die Straße", "Nimm keine Schokolade von Fremden", "Wodka-O im Mischverhältniss 9:1 ist nicht empfehlenswert" -

All das sind Weisheiten, die vielleicht die Komplexität, sicherlich aber die Praxiskompatibilität von Aronofskys in die Länge gezogenen Anti-Drogen-Spot übersteigen dürften.

Ich würde mich gerne genauer mit dem Inhalt auseinandersetzten, aber in Wahrheit gibt es da nichts, mit dem man sich auseinandersetzen könnte: Denn tatsächlich braucht "Requiem vor a dream" über 100 Minuten und diverse Storylines, um einzig und allein eine Message zu transportieren, für die die "Keine Macht den Drogen"-Kampagne ein paar harmlose Plakatwände mit Sportler-Visage vorm Bahnhofsklo bemühen musste: Drogen sind blöd, Sucht noch blöder!

Angesichts der vielen Highend-Wertungen komme ich somit zu der Erkenntnis, dass ich ein kaltherziger Mensch sein muss, der gerne Steaks von aussterbenden Tierarten konsumiert und ein Ackermann-Victory-Poster über dem Bett hängen hat - schließlich benötigt es mehr als ein paar abgewrackte Klischee-Junkies inklusive der entsprechenden Suchtmittel und Schmuddellook, um bei mir Emotionen zu wecken. Vielleicht mag sich diese Bewertung ändern, wenn man selber einschlägige Erfahrungen sammeln durfte oder musste - aber ganz ehrlich, auch diese Erkenntnis stellt für mich keinen filmischen Mehrwert dar, den es zu belohnen gilt. Ebensowenig wie die Tatsache, dass es in diesem schrecklichen Sozialarbeiter-Zeigefinger-Genre noch schlimmere Auswüchse zu bestaunen gibt...

Das Medium Film muss keinesfalls reine Unterhaltung bieten - aber nur weil "Requiem vor a dream" seine feel-bad-Attitüde zelebriert und sich in seinem artifiziellen Look (ganz selten verstörend, dafür umso öfter ätzend) noch wichtiger nimmt als Günter Grass in Talkshows, wird er noch lange nicht intelligent oder gar qualitativ ansprechend - er verdeutlicht nur den pseudoelitären Anspruch, der schlechtem Arthouse-Kino bisweilen anhaftet.

Abschließen möchte ich mit einem Satz, welchen man oftmals in den entsprechenden Reviews liest: "(...) "Requiem..." war so toll, aber ich werde ihn mir nie wieder ansehen" - zumindest beim zweiten Teil dieses Satzes kann ich mir ein zustimmendes Nicken abringen.

4 / 10

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