16. August 2010

Live-Blog-Kritik: Cloverfield


So, Premiere: Nachdem ich lange Zeit mit dem Gedanken gespielt habe, mich mal an einer Live-Kritik zu einem Film zu versuchen, ist es heute nun soweit – „Cloverfield“ scheint ein geeigneter Kandidat für solch ein Vorhaben zu sein, erscheinen Moster-Filme allgemein hin nicht als so intellektuell anspruchsvoll, als das man ihnen ungeteilte Aufmerksamkeit entgegenbringen müsste. Desweiteren geizt ProSieben ja bekanntlich nicht mit Werbung im 20-Minuten-Takt, so dass immer genug Zeit für grammatikalische Korrekturen sein sollte.
Ja, ich muss leider zugeben, ich bin nicht der erste, der die Idee einer solchen Art von Kritik hat, vielmehr gibt’s davon schon ein paar ähnliche Versuche  auf moviepilot – aber Hey, ich bin ein Kind der Generation Tarantino – Urheberrechte werden gnadenlos überbewertet und stehen der eigenen Kreativität nur im Weg.

Ab hier: [SPOILER AHEAD]

- 20.13 Uhr: So, das erste vielfräßige Monster dieses Abends namens Jumbo Schreiner hab ich ja schon hinter mir, auf geht’s zu Numero Zwei…

- Die Erwartungen an „Cloverfield“ sind mittelmäßig bis nicht existent, was von der mp-Vorhersage mit 5,4 auch recht passend wiedergegeben wird – aber man kann sich ja immer überraschen lassen, immerhin besteht die Hoffnung, dass es besser wird als die Creature-Movies der letzten TELE5-Wochen.

- Erster Eindruck: Da mochte auf jeden Fall jemand die olle Hexe aus dem Blair-Wäldchen und billige Camcorder (oder ist da nun Dogma, und ich kapier es nicht?)

- Zweiter Eindruck: Die Knallchargen die da so durchs Bild laufen bzw im Bett liegen und sich mit Kirschen füttern sind recht unverbraucht – aka kennt kein Mensch. Sympathisch sind sie auch nicht – aber okay, enden wahrscheinlich ja doch nur als Zwischenmahlzeit im Monster-Magen. Hoffentlich…

- Einer hier hat geschrieben, die Party sieht aus wie einer dieser Festivitäten aus einem dieser Yuppie-Bierwerbespots - recht hat er...

- Und wie sich das zieht...nach 10 Minuten Party-BlaBla gelange ich zu der Erkenntnis, dass gefilmtes Party-BlaBla im Fernsehen nur unwesentlich interessanter ist als reales Party-BlaBla auf der letzten WG-Party

- Und schwupps, schon war sie einen Kopf kürzer, die Lady Liberty - endlich etwas Action, auch wenn die Kamera eher nervt als atmosphärisch ist und diese Pseudo-Flashbacks albern wirken
- Ratlosigkeit, Staubwolken, Explosionen, wirres Gequatsche - auch wenn es abgedroschen klingt, 9/11-meets-Godzilla-Parallelen drängen sich auf

- mhh, irgendwie wäre es schon toll, wenn ich außer Rumgewackel und Gekeuche auch mal was von dem sehen und hören würde, was da grade los ist (erste richtige Ablehnung gegen diese dämliche Egoperspektive stellen sich ein) - so ist das alles ein bisschen...mhh...unspannend

- Och nöö, jetzt nicht auch noch so eine öde "Ich-rette-mein-Betthäschen"-Geschichte, zumal der Typ aussieht, als würde er sich auch vom Parkplatz bis zum Aufzug verlaufen

- Kamera-Gezoome und belangloses Gequatsche in einem U-Bahn-Schacht mit Wackelkontakt-Beleuchtung - soll den vier Bacardi-Boys & Girls wohl sowas wie Tiefe geben

- Oh, lasst uns in einen dunklen Tunnel gehen - meistens eine blöde Idee in Horrorfilmen...jepp, war ne blöde Idee - schon war sie da, die CGI-Spinne und mit ihr der Nightvision-Modus der Kamera

- die Preisgelder für Americas Best Homevideo müssen sehr hoch sein, schließlich hängt der Kameramann trotz Lebensgefahr, verletzen Kumpels und metergroßen Spinnen sehr stark an seiner Cam

- die Evakuierungspläne der Militärs wirken genauso unkoordiniert wie die langsam äußerst hassenwerte Kameraarbeit

- das epileptische Kamera-Kid und seine beschränkten Freunde stürmen todesmutig ein leeres und dunkles Hotel - ähnliches hat ja beim Tunnel schon gut funktioniert, wie erinnern uns...

- "Pack endlich die Kamera weg und komm" - der erste Dialog, dem ich so etwas wie Zustimmung entgegenbringen konnte

- So, kurze Pause - vorausschauend schon mal Aspirin gegen Wackelcam-Seekrankheit suchen

- noch 25 Minuten: es drängt sich der Verdacht auf, das wird hier nix mehr mit Monster und so...

- Oh, Betthäschen gepfählt von Bett - nennt sich wohl Berufsrisiko; scheint aber nicht so wild zu sein, ist schon wieder ganz gut auf den Beinen unterwegs, trotz Loch in der Brust

- Haha erwischt: Ich hab es gesehen, das ominöse Monster - zwar nur verwackelt und unter Zuhilfename der TV-Anhalte-Funktion meines Recorders und rumspielen an den Gamma-Werten meines Fernsehers, aber immerhin - man freut sich ja schon über Kleinigkeiten

- mhh, sieht recht bescheiden aus das Biest, wir stellen fest, es hatte seinen Grund, warum man es 96% der Laufzeit versteckt hat - aber es sind wieder zwei Nervensägen weniger da - YEAH

- och, dabei war es gerade soooo rührend, das pathetische Videotestament-Gefasel und schon is es aus...so ein Pech..kein Happy-End...super-mutig und total gewagt und so überraschend...

- so, dass Gericht zieht sich zur Beratung über die Punktevergabe zurück

[SPOILER ENDE]

Unterm Strich bleiben für "Cloverfield" 3/10 Punkte stehen.
Zu den Gründen: Es gibt zuviele noch schlechtere Creature-Movies und...Mhh, nein, kein "und" - das war es eigentlich schon. Mehr Positives kann ich diesem quälend langweiligen Stuss nicht abgewinnen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen