21. April 2011

Shorties: Scott Pilgrim vs. the World


Selten genug kommt es vor, dass es sich ein Film traut, mit solch dargebotenem Verve die für den Außenstehenden stets etwas unstrukturiert wirkende Narration von Videospielen und Comics auf die Leinwand zu transferieren, wie es bei SCOTT PILGRIM der Fall ist. Lobenswert, sollte man meinen.
Doch was in den ersten Minuten als jeglichen Schranken enthobenes Ausleben der schier grenzenlosen Möglichkeiten filmischer Visualisierung durchaus einen eigenen Reiz versprüht, hat in Wirklichkeit die Halbwertszeit der „Continue“-Anzeige eines Spielautomaten.

Verstand es Wright in seinen beiden vorangegangenen Genrepersiflagen SHAUN OF THE DEAD und HOT FUZZ noch, Figuren und Plots einerseits zu karikieren und doch ernst zu nehmen, ist sein dritter Langfilm nur noch leere Hülle: Zwischen all den fröhlich umherfliegenden Buchstaben und Sternen erzählt SCOTT PILGRIM letztlich nur durchdekliniertes Highschool-Kino ohne Ambition oder Innovation, lose zusammengehalten durch passgenauen Humor, der hinter seiner mittlerweile zum Marketinggag verkommenen nerdigen Fassade erstaunlich kalkuliert erscheinen kann.

Man mag das Desinteresse an Komplexität innerhalb des Hommage-Konstrukts an die schnelllebige Videospielkultur, an dem sich der Film stets entlang hangelt, deshalb konsequent nennen, man kann jene hyperaktive Inszenierung, die als Musterbeispiel für die über Gebühr gebrauchte „style over substance“-Phrase heranzuziehen wäre, aber auch einfach als schrecklich nervtötend empfinden. 

5 / 10

4 Kommentare:

  1. War irgendwie klar, dass du den nicht magst, den mögen ja sonst fast alle. :D
    Also ich für meinen Teil habe da mitten in all dem Style durchaus auch viel Herz gespürt.

    Interessant: Du hast Shaun of the Dead noch nicht besprochen, ich dafür Hot Fuzz noch nicht.

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  2. Als ob ich etwas dafür könnte, dass die Masse diesen Möchtegern-Popkultur-Blender nicht als solchen erkennt :P

    Tatsache, wobei ich SHAUN eigentlich auch ziemlich gern hatte - deshalb bin ich von PILGRIM jetzt auch so unangenehm überrascht...

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  3. In der Tat ein Blender, gerade wenn man die um so vieles bessere Vorlage kennt. Ich hoffe doch sehr, dass Wright irgendwann mal zu alter Stärke zurück findet ...

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  4. Mit dieser Hoffnung bist du nicht allein - ich warte sehnsüchtig auf einen richtigen (und vor allem: guten!) Abschluss der Blood & Ice Cream - Trilogy...

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