5. November 2010

Kurzkritik: Juno

Kate Nash für die Leinwand -

Mit seinem Zweitlingswerk "Juno" formulierte Regisseur Jason Reitman schon vor knapp drei Jahren den immer wiederkehrenden Wunsch des Mainstreams nach jenem unklar umrissenen "Independent-Feeling", welches aktuelle Produktionen wie "Kick-Ass" und "Scott Pilgrim" überhaupt erst möglich machte.

Dabei sichtlich hin- und hergerissen von der Überzeugung, den per se unbequemen Stoff einem möglichst breitem Publikum zugänglich zu machen, manövriert sich "Juno" viel zu oft eher ziel- und planlos über die Zeit.

Ja, die Darsteller geben ihr Bestes, gerade Ellen Page vermittelt - trotz sichtlicher Unterforderung - einen Hauch von Sympathie, in dem ansonsten empathielosen Vakuum, in dem sich "Juno" abspielt.

Mit all seinen bunten Farben, dem beschwingten und chartkompatiblen Liedermacher-Soundtrack, der unverkrampften Inszenierung - Reitman versucht es wirklich, dem Zuschauer eine homogene und in sich ruhende Welt - eine Oase des Verständnisses - vorzugaukeln.
Einzig, es ist ein falsches Spiel: So emotional und gefühlvoll, wie die Inszenierung vorgibt zu sein, ist sie zu keinem Zeitpunkt: Der gesamte Mikro- und Makrokosmos, in dem sich Page bewegt, bleibt ein kalkuliertes und manipulatives Comic-Tableau ohne Tiefe, jede der Figuren auf seine Art und Weise unnahbar und unglaubwürdig.
Wie ein roter Faden, der sich durch den Film zieht, ist die Optik dabei stets progressiver, als der Inhalt dahinter: Abgesehen von nerdigen Äußerlichkeiten, bleiben alle Figuren in den Klischees verhaftet, die man bereits zu genüge aus anderen Coming-of-age-Geschichtlein kennt.

Das gesellschaftspolitische Statement, dass das Feuilleton dem Film dabei angedichtet hat, passt sich dem restlichen Filmkonzept nahtlos an: Es ist nicht Fisch, nicht Fleisch - Konsens, der vorgibt unangepasst zu sein, und aus dem letztendlich jeder Rezipient genau das herauslesen kann, was er herauslesen möchte, und der doch nie vollständig verschleiern kann: Das Fazit, welches Juno und der Film ziehen, ist konträr zur Aufmachung erstaunlich konservativ.

Man darf das nicht falsch verstehen: "Juno" ist kein wirklich schlechter Film, er taugt mit seiner locker-leichten Inszenierung perfekt als filmisches Fast-Food für zwischendurch - aber von einem "wichtigen und mutigen Werk", als welches er oftmals rezensiert und vermarktet wird, kann keine Rede sein.
"Juno" ist das filmische Pendant zur Musik von Kate Nash: Nett und harmlos, aber auch blitzartig wieder vergessen.

7 / 10

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