17. Februar 2012

Kurzkritik: Kuroneko

„I cannot sleep peacefully at night“ -

Zwei Frauen, geschändet und getötet von umherziehenden Samurai, dazu verdammt, von nun an als blutlüsternde Katzen-Mensch-Kreatur Rache an ihren Peinigern zu nehmen.

Was auf den ersten Blick wie eine Vermischung der Vorgänger des amerikanischen Rape&Revenge-Kinos mit den traditionellen japanischen Mythen um Geisterkatzen anmutet, offenbart sich als weitere Variation von Kaneto Shindōs bevorzugtem Thema.  Ähnlich wie schon in GENBAKU NO KO („Children of Hiroshima“) und dem vier Jahre vor YABU NO NAKA NO KURONEKO erschienenen ONIBABA, in welchem sich der Regisseur bereits ähnliche Motive zu Eigen machte, und dadurch einen der eindrücklichsten (Anti-)Kriegsfilme überhaupt schuf, ist auch die Geschichte von den mordenden Katzenfrauen weitaus mehr Metapher für das, was Krieg aus Menschen machen kann, als reine Gruselmär:  Die Frauen einerseits als Synonym einer schwachen Zivilbevölkerung, unterdrückt von einer an Bedeutung gewinnenden Kriegerklasse, und gebeutelt vom Verlust ihrer Männer und Söhne. Auf der anderen Seite aber auch ein Symbol der Auflehnung und des Widerstands gegen die herrschenden Umstände.

Shindōs Film ist letztlich unverkennbar einer, der seine Wurzeln in der alten und neueren Geschichte und den Traditionen des Landes Japans hat; sein Tenor ist letztlich aber ein universeller: Krieg verändert die Menschen; er zerstört sie, und so sind auch alle Figuren auf ihre Art und Weise ein Produkt von ihm - die selbstgerechten und brandschatzenden Soldatenbanden ebenso wie die Frauen fernab der Front, aus deren Leid gleichfalls Vernichtung erwächst.  Am Ende jenes lyrisch-ruhigen, nicht selten auch nahezu surrealen (großartig: die Szenen in der Waldhütte) Bilderrauschs, der sich eher dem assoziativen Darstellen der Schwellen zwischen Gefühlen der Verzweiflung, Wut und Entfremdung, aber auch der Liebe, denn einer klaren Charakterisierung  verschrieben hat, steht sodann auch die Erkenntnis, dass man seinem Schicksal nicht entkommen kann. Ein Genregrenzen überwindendes, nachdrückliches Erlebnis.
8 / 10

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