24. März 2011

Kurzkritik: Die Palm Beach Story

„Nothing is permanent in this world - except for Roosevelt.“ -

Nach seiner Auseinandersetzung mit dem Leben und Leiden eines Regisseurs in Sullivan‘s Travelkehrt Preston Sturges mit seinem fünften Film nun also wieder zu seinem angestammten Lieblingssujet zurück: Dem Lieben und Leiden innerhalb verschiedener sozialer Milieus. Die Geschichten, die  Sturges dabei erzählt, waren von jeher klassische, und so überrascht es nicht, dass sich auch „Palm Beach Story“ vordergründig als Märchen tarnt, und sich mit dem Streben eines Mittellosen und eines Wohlhabenden um die Gunst der gleichen Frau beschäftigt.

Zweifellos beeindruckend allerdings, dass der Regisseur seinen Topoi sowohl innerhalb seines eigenen Schaffenswerks, als auch global betrachtet, immer wieder neue Aspekte und Schwerpunkte abzugewinnen vermag: Sturges‘ Filme sind trotz ihrer klaren Struktur und stringenten Erzählweise dabei immer auch Analyse der Liebe und ihrer Verarbeitung innerhalb eines gesellschaftlichen Korsetts selbst: An naiver Verklärung der Liebe als unerschütterliche Gegebenheit ist seinen Stoffen nie gelegen, fast immer lässt er zwischenmenschliche Emotionen Hand in Hand mit dem eigenen Vorteil der Figuren gehen: Nicht die bloße Zuneigung und die Angst ihrem Ehegatten zur Last zu fallen ist es, die Claudette Colbert im Film erst in die Ferne, und später in die Arme eines Millionärs treibt, sondern zu allererst ihre eigene Abenteuer- und Luxuslust.

Interessant dabei zum Einen das moderne Geschlechterverständnis Sturges‘, der die emanzipatorischen Tendenzen aus den Screwball-Komödien von Howard Hawks nicht nur übernimmt, sondern noch weiter ausbaut, in dem er jeden Mann nicht nur von einer stärkeren Frau dominieren lässt, sondern diesen Koketterie mit den weiblichen Reizen ebenso zugesteht, wie den selbstverständlichen Blick auf vorangegangene Scheidungen.
Zum anderen auch vielen heutigen RomComs um Meilen voraus, die realistische Sichtweise auf Beziehungsbefindlichkeiten selbst: Partnerschaft in Sturges‘ Kosmos ist kein automatischer Dauerzustand, sondern steht vielmehr in einem Konkurrenzverhältnis zu externen Versuchungen des Einzelnen, und muss deshalb stets aufs Neue erkämpft werden.

Nach einem solchen Verständnis, das Partnerschaft und auch Liebe als durchaus temporäre Erscheinungen begreift, muss die Ehe als Institut zwangsläufig als überholt gelten, und so verwundert es nicht, dass Sturges seinen Film zuerst unter dem eindeutigen Titel „Is Marriage Necessary?“ vermarkten wollte - und damit die amerikanischen Zensurbehörden auf den Plan rief. Der Name des Films wurde daraufhin geändert, der finale Seitenhieb, der mit seiner Neukombination von Pärchen gezielt die Liebe als einzige Antriebsfeder für die Ehe in Frage stellt, blieb dankenswerterweise erhalten. „The Palm Beach Story“ - ein Werk, welches heute vielleicht moderner denn je ist. 

 8 / 10

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