10. Februar 2012

Kurzkritik: Alien II - Die Rückkehr

"These people are here to protect you. They're soldiers." -  "It won't make any difference." -

Die Metalevel des Vorgängers zum rachsüchtigen Bitch-Fight heruntergebrochen, den Suspense den Explosionen geopfert: James Cameron war von jeher ein Mann fürs Gro(ß/b)e, und es ist nicht schwer, seinem ALIENS das Streben nach den klassischen Fortsetzungs-Attributen „höher-schneller-weiter“ vorzuwerfen. Und doch: Es würde dem Film, der weitaus eher an der Spiegelung, denn Fortführung von Ridley Scott düsterem Survival-Schocker interessiert ist, nicht gerecht werden: Aus Weavers zögerlichem Ripley-Charakter, der einst erst im Angesichts der Gefahr über sich hinauswuchs, ist mittlerweile eine schlagfertige Amazone geworden, die lose miteinander verbundende Raumfahrer-Crew durch eine streng hierarchische geführte Truppe aus markigen Muskelmännern und -frauen ersetzt. Auch vom „unheimlichen Wesen aus einer fremden Welt“ ist dabei nicht viel übrig geblieben: Zwar vermeidet der Film geschickt den Erklärwahn anderer Prequels und Fortsetzungen (diese Lücke zu füllen, dürfte nun Ridley Scott mit seinem PROMETHEUS selbst überlassen sein), mit seiner Darstellung von in Hundertschaften vorkommenden, insektenähnlichen Aliens raubt Cameron dem Ungeheuer aber genau jene faszinierende Aura der Unbesiegbarkeit, aus der ALIEN einst sein Kapital schlug.
Überhaupt: Abgesehen von der eher an den Konventionen des Genres ausgerichteten Problematik um Ripleys Vergangenheitsbewältigung, ihrer Rolle als Ersatzmutter sowie den daraus entstehenden Mutter-Mutter-Zwist gegen Ende lässt ALIENS sich sowieso recht wenig Zeit für Gedankenspiele: Die Figuren sind hier keine Metaphern mehr, sie sind ein Mittel zum Zweck geworden.

All das klingt negativ, und doch zahlt sich Camerons Mut zur Emanzipation vom Vorgänger auf ganze Linie aus: Sich ganz auf jenes Talent verlassend, das ihn einst zu einer der großen Hoffnungen des Actionkinos machte, inszeniert der Regisseur auf kleinem Raum eine Vielzahl von denkwürdigen Spannungsmomenten, bis der Film im letzten Drittel dann endgültig alle Register zieht und zur Materialschlacht innovativer Einfälle mutiert (groß: der finale Kampf). ALIEN war Jahre zuvor ein Horrorfilm mit einigen Actionsequenzen, ALIENS nun einen Actionfilm mit einigen Horrormotiven - und: letztendlich eine würdige Fortsetzung. 
8 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen