3. Februar 2011

Kurzkritik: Salt

„I am not a spy! I am not a spy!“

Etwas Geschrei, finstere Schergen in nordkoreanischen Uniformen, Gefängnisfolter, Kunstblut und etwas Dreck auf einem Model-Gesicht - es mag für Verwunderung sorgen, dass nach der vorangegangenen Introsequenz nicht Madonnas „Die Another Day“ ertönt, während die Opening Credits langsam ins Bild rollen.
Denn in der Tat lässt SALT bedauerlicherweise keine Sekunde vergehen, in der sich der letzte Streich von Action-Handwerker Phillip Noyce nicht daran versucht, Erinnerungen an das erfolgreichen Agenten-Franchising der Marken "Bond" oder "Bourne" zu erwecken.

Ein Anliegen, was vorliegend vor allem daran scheitert, dass SALT ungeschickt die Überzeichnungen der 007-Abenteuer vergangener Dekaden übernimmt, sie allerdings gänzlich unironisch als reales Drohszenario verkaufen möchte: Mit der Inszenierung seiner Heldin, die - notfalls auch gegen die Widerstände in den eigenen Reihen - die aufopfernde Patriotin und Pazifistin mimt, übt sich Noyce in einem selbstgefälligen Gestus, den Hollywood schon vor langer Zeit abgelegt zu haben schien.

Die Rekonstruktion vergangener Feindbilder und Stereotypen, seien es die Bösen im Osten, oder die auf den Namen „Krause“ hörenden Deutschen, ist letztendlich sogar verzeihlich, wohl auch weil SALT auch fernab seines kruden Selbstverständnisses formal eher planlos daherkommt.

Jolie, die stets der Gefahrenlage angepasstes Klamotten und MakeUp aufträgt, darf abermals an ihrem tough-girl-Image arbeiten, verpasst es allerdings zielsicher, mit ihrer Figur wirklich eine innovative, oder gar weibliche Interpretation des verkörperten Actionklischees abzugeben - Salt ist Bourne mit Brüsten, die angerissenen Ambivalenzen der Protagonistin reine (und brüchige) Fassade.

Man scheint sich dessen bewusst, letztendlich trimmt Noyce seine zunehmend redundant werdenden Actionmomente sogar stilistisch stets auf die Flucht des maskulinen Pendants; in SALT wird gerannt, gehüpft, sich verkleidet und wieder gerannt.
Dabei augenscheinlich von der selbstverschuldeten Hektik auf der Leinwand überfordert, verliert sich Regisseur und Script zusehends in einem minütlich wirrer werdenden Plot, der zwar brav sämtliche Agentengeschichten der letzten zwanzig Jahre recycelt, aber eigentlich nichts zu erzählen hat - schon gar nichts Neues.
So mag es durchaus symptomatisch erscheinen, dass der mittlerweile erschienene Extended- und Directors-Cut die gesamte Erzählung anhand weniger Schnitte komplett neu aufziehen und verändern kann - Logik und Verknüpfungen sucht man hier jedenfalls vergebens.

Trotzdem möchte man SALT seine Qualitäten als durchweg tumber Blockbuster nicht vollends absprechen; aufgrund der kurzen Laufzeit und der audiovisuellen Vergewaltigungsmaschinerie, die Noyce auffährt, vermag er sein Publikum leidlich am Entschlummern hindern, ob dies als Fazit zufriedenstellend ist, bleibt dabei freilich offen.

 4.5 / 10

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