8. September 2010

Kurzkritik: Wild At Heart

Das perfekte Roadmovie -

"Wild At Heart" ist weder langweilig, noch nervtötend, noch übermäßig auf cool getrimmt, und umschifft somit die Fettnäpfchen, in denen alle anderen Bonnie&Clyde-Variationen von Peckinpah über Scott bis hin zu Stone bei mir baden gingen. 

Sicherlich: Die einzelnen Handlungsstränge sind nicht übermäßig originell, gleichwohl aber trotzdem extrem stimmig und zum anderen der Beweis dafür, dass Tarantino keinesfalls der Urvater des Storymäanders mit Gangster-Touch ist, für den er landläufig gehalten wird. 

Natürlich schwebt bei Einem wie Lynch immer der eigene Name, das eigene Label unübersehbar im Raum umher (und das nicht zu Unrecht, beweist er hier doch eindeutig, wie falsch man liegt, wenn man ihn einzig und allein auf seine Rolle als surrealistischen Zauberer beschränkt) - dass "Wild At Heart" aber so großartig ist, liegt in erster Linie an den beiden Hauptdarstellern: Eine Tatsache die zweifellos überrascht, denn der Name Cage gilt heutzutage eher als Synonym für semiintelligente 90er-Actioner und Laura Dern hat außerhalb des Lynch-Kosmos auch nichts Weltbewegendes auf die Beine gestellt. Vergeben und Vergessen: Mit "Wild At Heart" erarbeiten sie sich ihre vorgezogene Absolution, die auch Dafoe als Nachfolger von Dennis Hopper in der Rolle des schmierigen Bösewichts nicht in den Schatten stellen kann...

Und Dank der "Wizard-of-Oz"-Symbolik bekommen auch die klassischen Lynchianer genau das, was sie erwarten, und somit wage ich die These: "Wild At Heart" ist wohl derjenige Film des umstrittenen Regisseurs, der die größte Schnittmenge beim Publikum erreichen dürfte. 

8.5 / 10

4 Kommentare:

  1. Bei diesem Text fühle ich mich perfekt informiert, schön!
    Mal gucken, "Blue Velvet" hat mich jedenfalls schon mal etwas enttäuscht.

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  2. Dankeschön :)
    Schwer zu sagen, ich bin bei Lynch zumeist positiv voreingenommen, und fand auch "Blue Velvet" ziemlich gut. Aber ich denke, dass "Wild At Heart" wirklich auch für diejenigen funktionieren kann, die mit dem Rest von ihm nichts anfangen können. Bin gespannt, was du sagst ;)

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  3. Dafür kann ich ja sagen, dass ich "Lost Highway" und "Mulholland Drive" - also weitere Vertreter aus der Rätsel-Ecke - super finde. Aber als nächstes ist "Twin Peaks - Der Film" dran, weil ich neulich die Serie fertig geschaut hab. Da wird es noch einen für dich schmerzlichen moviepilot-Kommentar geben ;-).

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  4. OhOh, das verheißt ja nichts Gutes - "TwinPeaks" ist das "Citizen Kane" unter den Serien, da kommt nichts gegen an - aber ich bin gespannt, was du so an Kritikpunkten gefunden hast :)
    Ich wage zu prophezeien, dass dir der Film noch weniger gefallen wird, der treibt viele Dinge, die man der Serie vorwerfen könnte, auf die Spitze, ohne auch nur eine wirkliche Stärke auszubauen...

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