15. Oktober 2010

Kritik: Das Leben des Brian


In vielerlei Hinsicht ist "Life of Brian" auch heute noch ein Film, der sich in Superlativen beschreiben lässt und der auf den verschiedensten Ebenen funktioniert.

In erster Linie dürfte das zweite Werk der britischen Kult-Komiker wohl der zugänglichste und rundeste Teil ihres Œuvres sein, da er es versteht, den Balanceakt zwischen skuriller Nummernrevue und griffigem Plot mit Bravour zu meistern, und auf diese Art und Weise auch Zuschauer zu erreichen vermag, die mit den späteren Werken nicht mehr allzuviel anfangen konnten.
An dieser Stelle könnte man nun breit gefächert über das große humoristische Verständnis, das Slapstick-Talent in Reinkultur und das sichere Händchen für eine kreative und gleichzeitig gewagte Inszenierung philosophieren - aber dies ist in den vergangenen Jahrzehnten bereits so ausführlich geschehen, dass ich mich an dieser Stelle mit einem Verweis auf Reviews mit diesem Schwerpunkt begnüge, und der Leser sich damit abfinden muss, dass man mit der Bibel-Interpretaion made in UK wohl schon recht nahe an dem Bereich dran ist, den man "Kult" nennt.

Wichtiger als all diese Lobhudelei erscheint mir allerdings die Bedeutung von "Life of Brian" im Kontetxt mit dem Satire-Begriffe im Film, denn das fiktive Biopic dürfte nachwievor relativ nahe an dem dran sein, was man als Quintessenz von Satire beschreiben dürfte: Den Pythons ist es gelungen, sich ihren heiklen Themen (denn neben der offensichtlichen Auseinandersetzung mit Religion gibt es noch den einen oder anderen Aspekt) tabu- und teilweise auch respektlos zu nähern, aber trotzdem nie in den blanken Hass und die Arroganz abzudriften, die im heutigen Kino von Maher bis hin zu Smith´ "Dogma" allgegenwärtig zu sein scheint, sobald es um Glaube, Religion und Kirche geht.
Die pythonschen Pointen lassen sich aus diesem Grunde nicht nur besser goutieren, sie sind zusätzlich auch zielsicherer, weil sezierender und fordern so auch jene Teile des Auditoriums zur Selbstironie auf, denen es bei singenden Gekreuzigten ersteinmal flau in der Magengegend werden dürfte.

"Life of Brian" ist dabei mit soviel Liebe zum Detail inszeniert, dass man auch fernab der abenteuerlichen Finanzierung des Filmes sofort merkt: Dies hier ist keine Gelddruckmaschine, die sich an der breiten Schar mal mehr, mal weniger reflektierender Kirchenkritiker laben will, sondern eine Herzensangelegenheit aller Beteiligten.
Mit diesem Wissen fällt es einem wesentlich leichter, den Film - sollte man ihn schon nicht lustig finden - doch wenigstens als ernstzunehmendes Statement in einer größer angelegten Diskussion wahrzunehmen, dass man zwar nicht teilen, aber doch akzeptieren muss.

Überspitze Entlarvung und gleichzeitig doch nahezu reflektierte Meinungskundgabe - mehr wird man von einer Satire wohl nie erwarten können - und die Pythons sind die unangefochtenen Meister in dieser Königsdisziplin.

8 / 10

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