29. September 2010

Kritik: Manche mögen's heiß



Nachdem Billy Wilder bereits zwei Jahre zuvor mit "Witness for the Prosecution" bewiesen hat, dass er Genregrenzen sprengen kann, und über ein großes komödiantisches Gespür verfügt, legt er nun mit "Some Like It Hot" ein weiteres visionäres Stück Filmgeschichte vor:

In den Endfünfzigern ein Thema zum Hauptbestandteil eines Filmes zu machen, welches wohl so manchen alteingesessenen Texaner auch noch heute die Nase rümpfen lässt, zeugt nicht nur von Mut, sondern fast schon von eigenem Größenwahn. Einem Größenwahn, für den man dankbarer nicht sein könnte, den in vielerlei Hinsicht ist Wilders 16. Werk im komödiantischen Fach, nicht weniger als das, was Hitchcock ein paar Jahre später mit "Psycho" im Thrillerbereich gelang: Ein Film, der auch nach über fünfzig Jahren und trotz fundamental veränderter Sehgewohnheiten, immernoch für einen absoluten Großteil der Zuschauer funktionieren dürfte.

Von Slapstick bis hin zu feinsinniger Zynik und Krimispannung - Wilder fährt das komplette Programm an Unterhaltungsmechnismen auf, die das damalige Kino zu bieten hatte, und schlägt mit dieser Mixtur auch noch viele heutige Vertreter mit einem Wimpernzucken in die Flucht. Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang auch die freche Verknüpfung von tabuisierten Themen, die oftmals die Grenze zur Frivolität streifen, aber trotzdem nie ins Geschmacklose und Plakative abrutschen.

Die Tatsache, dass jeder Dialog sitzt; die handwerkliche Brillanz; die Dynamik und Dramaturgie in den wenigen temporeichen Szenen - all dies geht auf das Konto des Regie-Großmeisters. Das ein Drehbuch und die darin entworfenen Charaktere aber meist nur so gut sind, wie die Darsteller, die sie verkörpern, ist jedoch eine Weisheit, die auch damals schon bekannt gewesen sein durfte; und so kann sich Wilder garnicht erkenntlich genug gegenüber seinen drei Hauptprotagonisten zeigen: Filmmittelpunkt Monroe, die bewusst mit dem eigenen Image kokettiert, zeigt genau jene gelungene Mischung aus Naivität, Stil und Ironie, die heutigen Starlets und Lippenwundern so schmerzhaft abgeht, und hat zudem mit Curtis und Lemmon zwei Paradekomödianten an ihrer Seite - besonders auf das Konto des drittgenannten gehen eine unzählige Menge an zitatwürdigen Aussprüchen. Fast macht einem dieses Trio Glauben, dass sie auch ohne Regiestuhl im Hintergrund etwas Herrausragendes auf die Beine gestellt hätten.

Der Worte sind nun genug gewechselt: "Some Like It Hot" ist DIE beste Travestie-Komödie, eine der besten und untypischsten RomComs aller Zeiten, und vielleicht sogar auch ganz global betrachtet die beste Komödie, die bislang gedreht wurde - und an dieser Stellung wird sich im Hinblick auf die Generation Sandler-Friedberg-Seltzer wohl so schnell auch nichts ändern.

9 / 10

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