13. Oktober 2010

Kurzkritik: Dogville


Obwohl Lars von Trier seit jeher ein Regisseur ist, der sein komplettes Gesamtwerk darauf getrimmt hat, dass man zu ihm Stellung beziehen - es lieben oder hassen - muss, hat er mit "Dogville" ein Film vorgelegt, der - obwohl er gleichermaßen Abscheu wie Beifall hervorrufen wird - letztendlich Licht und Schatten gleichmäßig verteilt, und in Quintessenz einfach nur gnadenlos mittelmäßig ist.

Von Triers Inszenierung ist ungewöhnlich, und kann zu Beginn aufgrund des "Reiz des Neuen" beeindrucken, fügt sich aber auch nach der anfänglichen Gewöhnungsphase in das Gesamtkonzept ein und kann aufgrund dessen, den Vorwurf des Selbstzwecks zumindest verschleiern, wenn auch nicht gänzlich entkräften. Die Riege an Schauspielern hat das Konzept, in welchem sie sich bewegen, verinnerlicht, und kann so zu großen Teilen überzeugen. Die formale Ebene funktioniert genausso, wie man es vom Querkopf aus dem hohen Norden gewohnt ist.
Umso enttäuschender ist es, dass der dänische Filmemacher seiner Intellektualität postulierenden und prostituierenden Visualisierung eine Handlung überstülpt, die - trotz aller Manipulation von Seiten des Regiestuhls - so platt ist, wie die Kulissen, in der sie vonstatten geht.
"Dogville" spielt mit einem ganzen Reigen an menschlichen Schwächen, von Neid und Missgunst bis hin zur enttäuschter Liebe, vermischt dabei Brecht mit Dürrenmatt, und hat letztendlich doch nichts zu sagen außer: Die Welt ist schlecht, der Mensch noch schlechter.

Aus diesem Grund ist es garnicht von Nöten, etwaige politische Interpretationen, den immanenten Antiamerikanismus, den man von Trier immer wieder vorwirft, mit in die Bewertung einfließen zu lassen: Narrativ ist "Dogville" eine schwache Vorstellung, die aufgrund ihrer mannigfaltigen Referenzen an die literarischen Vorbilder nie wirkliche Spannung aufbauen kann.
Somit bleibt der erste Teil von Triers Amerika-Trilogie ein zweischneidiges Schwert, welches optisch beeindrucken, aber inhaltlich doch nie befriedigen kann.
Nicht gut, nicht schlecht - etwas Schlimmeres kann man einem Typen wie Lars von Trier wohl nicht vorwerfen.

5 / 10  

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