21. Oktober 2010

Kurzkritik: Das Leben des David Gale

"The last shot made me want to throw something at the screen" -

Um der Pflicht Genüge zu tun: "The Life of David Gale" ist ein ordentlich produzierter Film und bietet einen namhaften Cast, der angesichts der zerfaserten Leinwandzeit und der eindimensionalen Charakteranlage, die eindeutig auf das Konto der Drehbuchautoren geht, aber nie wirklich zu brillieren versteht.
Damit wären die positiven Aspekte abgehakt, mehr lobenswertes kann man in Parkers Film nicht finden.

Was man allerdings finden kann, ist eine bescheidene Grundkonstruktion und ein verachtenswerter Tenor: Dass sich das erfundene Biopic vorallem in der ersten Hälfte seiner Spielzeit auf manipulative Rührseeligkeiten verlässt, anstatt mit Fakten zu überzeugen, ist sicherlich noch entschuldbar, kämpfen politisch angehauchte Dramen doch oft mit diesem Malus. Ärgerlich ist jedoch bereits zu diesem Zeitpunkt, dass die Unschuld des namensstiftenden Hauptfigur niemals wirklich zur Disposition steht, und der grobe Verlauf früh in Umrissen erkennbar ist.
Mit laufender Spielzeit entwickelt sich das anfängliche Larifari-Plädoyer jedoch in einen nahezu unwirklich schlechten Thriller, der auf der handwerklichen Seite mit der undynamischsten run-against-the-clock-Sequenz der letzten Jahre aufwartet und gegen Ende jeglichen Anspruch zugunsten eines dümmlichen Doppeltwists fallen lässt.
Zu diesen dramaturgischen Unzulänglichkeiten gesellt sich die Tatsache, dass aus Augen des Films nahezu jeder Gegner der Todesstrafe ein suizidal veranlagter weirdo ist, der jederzeit bereit wäre, für das greater-good sein Leben zu lassen - nur der Publicity wegen.

Dieser Schlussfolgerung weiß Alan Parker zu keiner Zeit etwas entgegenzusetzen: Interpretationen, die sich darauf stützen, man solle beide Seiten kritisch hinterfragen, lassen sich nur schwer auf den Film münzen, da dieser die staatliche Gegenposition nahezu ausblendet, bzw. in Form von Plattitüden schwingenden Republikanern oder Gefägnisaufsehern auftreten lässt. Die agierende Kraft, von der alle Handlungen ausgehen, ist die Seite der Todesstrafe-Gegner, niemand sonst.
Das System funktioniert, solange man es nicht hintergeht - das ist das schale Fazit, dass nach Sichtung des Filmes hängen bliebt.

Zum Abschluss eignet sich das prägnante Fazit, welches Roger Ebert gezogen hat, den ich nach dem Zitat in der Überschrift ein weiteres Mal bemühen möchte: "I am sure the filmmakers believe their film is against the death penalty. I believe it supports it and hopes to discredit the opponents of the penalty as unprincipled fraudsters...."

2 / 10

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