17. Januar 2011

Kurzkritik: Leoparden küsst man nicht

"Oh please, the Brontosaurus!" - 

So chaotisch das liebenswerte Geplänkel zwischen Katharine Hepburn und Cary Grant oberflächlich betrachtet sein mag, so klar ist die Agenda hinter BRINIGING UP BABY: Seiner Zeit mindestens zwanzig Jahre voraus, entwickelt Hawks nicht nur einen der Prototypen der Screwball-Comedy, sondern konzentriert sich - anders als die vielen Filme der 40er und 50er, die sich seine Grundkonstellation aneigneten - auch ohne Umschweife auf deren Essenz: Das Hin und Her beider Geschlechter.

Beachtlich, und erstaunlich progressiv vertauscht Hawks in seiner Geschichte dabei die klassischen Rollenbilder, die viele seiner Epigonen erst filmisch zementieren sollten: Seine Szenerie ist von starken Frauen geprägt, nirgendwo wird das deutlicher als in der Dominanz  des selbstständigen Hepburn-Charakters gegenüber dem leicht schusseligen und überforderten Grant.
Angesichts der desaströsen Situation innerhalb heutiger RomComs, kann man dieses Vorgehen zur damaligen Zeit nur als mutig und visionär bezeichnen.

Überhaupt ist BRINGING UP BABY ein leichtfüssiger Film, der sich niemals in falsche Sentimentalitäten oder dem Bedienen von Erwartungshaltungen flüchtet, sondern die romantischen Szenen einer sich anbahnenden Partnerschaft auf ein Minimum beschränkt, und sie zwischen all den Irrungen und Wirrungen seines Plots ganz unvermittelt und dezent, aber doch kraftvoll in ihrer Wirkung einstreut: Bis hin zum Finale auf dem Rücken eines Dinosaurierskeletts - selten wurde Beziehung im Kino dermaßen unprätentös behandelt, wie es hier der Fall ist.

Man kann diese Form des Ausformulierens - das Auf und Ab der beiden Protagonisten, welches durchaus plastisch von statten geht - hier durchaus als etwas naiv empfinden, man kann die Symbolik des Leoparden und dessen Ausbruch als zu offensichtlich bezeichnen - aber es wäre sowohl im Kontext der Entstehungszeit, als auch im Rahmen seines Genres mehr als nur anmaßend.
Denn in erster Linie ist  BRINGING UP BABY als Unterhaltungsfilm konzipiert, und diesen Ansprüchen wird er auch nach über siebzig Jahren noch spielend gerecht - sein von Emanzipation geprägtes Frauenbild und die schnörkellose Inszenierung wissen allerdings auch fernab davon zu begeistern. Ein ebenso starkes, wie auch prägendes Highlight in der Komödienlandschaft.

8 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen