22. März 2011

Kurzkritik: The Hills Have Eyes (2006)

„You made us, what we have become!“ -

Man sollte sich nicht in falscher Hoffnung wiegen: Die endlose Debatte über Sinn und Unsinn, über Hommage- und Kopierverhalten im modernen Kino wird auch Ajas Neuinterpretation des Craven-Klassikers aus den 70ern nicht zu seinen Gunsten entscheiden können. Zwingend notwendig ist „The Hills Have Eyes“ anno 2006 nicht, sein größter Mehrwert besteht darin, eine gute Idee für die heutige Jugend neu aufzubereiten.
Aber - und das sollte man ihm hoch anrechnen - er kann trotz seines Status eine gewisse Daseinsberechtigung und Eigenständigkeit für sich beanspruchen, und ist alleine deshalb großen Teilen der nicht enden wollenden Welle von Epigonen und Remakes, die uns in den letzten Jahren heimsuchte, überlegen.

Vielleicht lag es daran, dass Craven selbst als Produzent über die Adaption seines damaligen Films wachte, sicher ist jedoch, dass Alexandre Aja stets würdevoll in die großen Fußstapfen tritt, die der Altmeister des Genres da im Wüstensand hinterlassen hat.
Bisweilen scheint der Respekt vor den einstigen Ursprüngen des Terrorfilms sogar die Kreativität Ajas etwas zu lähmen, denn immerhin braucht er knapp 70 Minuten, um sich endgültig von der Vorlage zu emanzipieren, sie nicht nur nachzuerzählen, sondern  sie am Schluss nach eigenem Belieben, aber mit großem Verständnis für Zusammenhänge und Homogenität, zu variieren.

Mehr noch als die Ehrerbietung, die der französische Regisseur dem Original widerfahren lässt, in dem er seinen Film bewusst gegen den aktuellen Trend im Genre kämmt, und von  Craven dessen lange Exposition und Nähe zu den Figuren übernimmt, erfreut aber das Bekenntnis zum politischen Charakter des Werks. Es ist nicht der Verdienst von Wes Craven oder der von Alexandre Aja, dass die Parabel über Krieg und verlorene Unschuld, über den Konflikt zwischen archaischen Strukturen und moderner Gesellschaft, ihre Auseinandersetzung mit Religiosität heute noch genauso aktuell ist, wie vor dreißig Jahren. Aber insbesondere Aja ist zu seinem Mut zu beglückwünschen, dass er diese Wesensart der Erstverfilmung - anders als viele andere Neuauflagen - nicht verleugnet, sondern übernimmt, und gegebenenfalls behutsam modernisiert.

Wenn das Vertrauen in Gott und die eigene Stärke über die Vernunft siegt, und den beflaggten Jeep samt Prototyp-Familie in der Wüste stranden lässt, wenn zwischen all den Kratern und verlassenen Häusern immer wieder die Frage durchschimmert, ob die jetzige Bedrohung für die Gesellschaft nicht einst selbst heraufbeschworen wurde, wenn atomar verstrahlte Krüppel im Rollstuhl die amerikanische Hymne grölen, dann ist das Bekenntnis zu den politischen Ursprüngen samt ihres schwarzen Humors im Subgenre des Terrorfilms a la Hooper oder Craven nicht nur bloße Behauptung, sondern atmet tatsächlich deren Geist. Mehr wird man von einem Remake wohl nicht erwarten können.

7 / 10

2 Kommentare:

  1. Ich hab den bisher gemieden, weil mir am Original komischerweise der richtige Kick fehlte und ich Remakes/Reboots der neuen Machart nicht sonderlich schätze. Aber vielleicht sollte ich mir diese Version doch mal geben, denn wenn der sich sehr ans Original hält, hat er vielleicht genau den richtigen Zucker für mich verqueres Äffchen. :D

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  2. Geht mir da ganz ähnlich, konnte auch wenig bis nichts mit der ganzen Remake-Welle anfangen, aber der hier ist schon ganz nett - vorausgesetzt man kann sich mit dem gestiegenen Blut- und Goregehalt anfreunden, den Aja im Gegensatz zu Craven da bemüht.

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