14. April 2011

Kritik: Scream III

„You‘re dealing with the concluding chapter of a trilogy!“ -

Es dürfte nur eine verschwindend geringe Anzahl an zeitgenössischen Regiearbeiten geben, die auf jene Art und Weise so positiv berechenbar erscheinen, wie es bei Wes Cravens SCREAM-Filmen der Fall ist: Die Erwartungshaltung samt ihrer Manifestation in einem griffigen Regelwerk, welches bereits durch die Figuren auf der Leinwand selbst ausformuliert wurde, durchbricht auch der dritte Teil der Hatz nach dem Mörder mit der Munch-Maske nicht - und das ist gut so.

Gestartet als auf Metaebenen konzentrierte Auseinandersetzung mit den Wesensarten  und Meriten des eigenen Subgenres, befördert SCREAM III den Anspruch, einen Film über Filme zu machen, nun auf die nächste Ebene, und knüpft konzeptionell an jene Struktur an, mit der Craven bereits wenige Jahre zuvor im siebten und letzten Teil der NIGHTMARE-Reihe experimentierte: Stets wird offensichtlich mit dem Wunsch nach einer klassischen Auflösung kokettiert, die auf die Vorgänger zurückgreift, deren Handlungsfäden wahlweise auch zu einem geschlossenen Ende überführt - doch diesen Verpflichtungen hat der amerikanische Regisseur zu diese Zeitpunkt längst abgeschworen; sein dritter SCREAM-Film ist nicht am Finden von Antworten interessiert, sondern am Infragestellen alles bis dahin Gesehenen und Geschehenen.

Vertraute der Erstling trotz seiner ironischen Beobachtung und Hinterfragung noch auf die erprobten Mechanismen des Genres, begann bereits Teil Zwei damit, hinter dem funktionalen Plot ein Konstrukt bestehend aus der Übertragung von Erlebnissen einer Film-im-Film-Ebene in die Gegenwart seiner Protagonisten zu entwickeln. SCREAM III löst jene aufgezeigte Barriere zwischen Medium und Wirklichkeit nun abermals auf, und überführt mit der Verlagerung seiner Geschichte hinter die Kulissen der oben bereits erwähnten Leinwand-Produktion den Film selbst in eine vermeintliche Spiegelung der Realität.


Hier geht es nicht mehr um das klassische Whodunnit-Prinzip, an dessen Ende ein Täter gezeigt werden muss, sondern um die Verquickung und die sich langsam auflösende Trennlinie zwischen den Angehörigen einer gesamten Branche und ihren künstlerischen Erzeugnissen. Passend dazu sind die Verweise und Anspielungen des (vorübergehenden) Saga-Abschlusses auch weitaus weniger auf andere Werke bezogen, als entsprechend selbstreferentiell veranlagt. Mehr noch als in NEW NIGHTMARE, in welchem Craven immerhin sich selbst verkörperte, nutzt er hier die Möglichkeit, seinen Figuren Anekdoten und Produktionsnotizen in den Mund zu legen, und dadurch die Entstehung der Trilogie, sowie seine Rolle als Regisseur aufzuarbeiten.

Viel wurde in den einschlägigen Kreisen über das Finale des mit bis dato drei Filmen relativ kleinen Horror-Franchise diskutiert, oftmals einhergehend mit der Suche nach einem Schuldigen für enttäusche Erwartungen, welchen man mit Williamson-Nachfolger Ehren Kruger als Script-Autor dann auch dementsprechend schnell gefunden hatte. All diese Aufregung mag verwundern, behält SCREAM III den Tenor seiner Vorgänger doch konsequent bei, indem er nicht nur mit der Franchise-Vermarktung selbst spielt, sondern auch die Überkonstruktion bei der Präsentation des Täters abermals auf ein neues Level hebt, damit gleichzeitig auch der gesamten Reihe den Boden unter des Füßen wegzieht, somit bewusst die Traditionen des Genres in Frage stellt, sich sogar konträr zu ihnen positioniert - und damit jenes Konzept zu Ende denkt, das mit dem ersten Teil seinen Auftakt erlebte. 

8.5 / 10

erschienen bei: Reihe Sieben

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