5. August 2011

Shorties: Marie Antoinette

"This is Versailles" - 

Nach amerikanischen Vororten und japanischen Großstädten hat Francis-Ford-Töchterchen Sofia nun also die französische Geschichte für sich entdeckt: In knallig-bunten Bildern erzählt MARIE ANTOINETTE dabei abermals nichts weiter als das schon jetzt redundant wirkende Coppola-Einmaleins des Ver- und Bestehens großer Mädchen in einer ihnen fremden Welt auf - Innovation: Fehlanzeige. Dass der Film trotz all der langbärtigen Versailles-Klischees, und seiner ebenso offensichtlichen, wie auch unangenehm bemühten Parallele, die er zwischen der Akklimatisationsphase der späteren Königin am Hofe und dem Leben heutiger It-Girl-Mythen a la Paris Hilton konstruiert, mäßig Spaß bereitet, hat vor allem zwei Gründe: Kirsten Dunst funktioniert als renitente Mischung aus Arroganz, Naivität und Verletzlichkeit tatsächlich weit aus besser, als man es von ihr erwarten durfte, zum anderen versprüht Coppolas Optik- und Stilwechsel, weg vom scheinintellektuellen Pseudo-Arthouse für Lehrerehepaare, hin zur quitschbunten Popkulturtapete durchaus eine gewisse Frische, kann aber letztlich natürlich auch nicht ganz darüber hinwegtäuschen: Ebenso wie das Hofleben in Frankreich ist auch der Film eine schillernde Fassade, hinter der sich nur leere Belanglosigkeit verbirgt.

5 / 10

2 Kommentare:

  1. Als ich den Film zum ersten (und bisher einzigen) Male gesehen hatte, schien er mir sogar recht gelungen, aus genau dem Grund, den du zumindest halbwegs gelten lässt: das in Pastell-Pop-Farben übersteigerte Versaillesmärchen. Coppola erzählt eben nicht - wie es dem Arthouse-Klischee entspräche - von der Rebellion eines "natürlichen" Mädchens gegen die ritualisierte Kunstwelt von Versailles. Das wäre ja in der Tat ein "Sissi"-Remake. Sondern die Fluchtbewegung geht in die genau entgegengesetzte Richtung. Überdies scheint mir das weniger durch die It-Girl-Mythen bestimmt, sondern durch Coppolas eigene biografische Erfahrung im goldenen Käfig des privilegierten Töchterchens. Da liegt auch die Verbindung zu "Lost in Translation". Hmm. "Marie Antoinette" sollte ich mir auch mal wieder ansehen, um die Haltbarkeit der eigenen Erinnerungen zu überprüfen.

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  2. Ich würde dem gar nicht groß widersprechen wollen, denn letztlich sind unsere Beobachtungen relativ ähnlich. Was mir aber bei meiner Coppola-Retro unlängst negativ auffiel, und warum eigentlich alle Filme von ihr für mich mit der Zweisichtung massiv verloren haben, ist eben genau das oben von dir angerissene Problem: Es geht mehr oder weniger immer um den "goldenen Käfig", um einen -möglicherweise durch die eigene Biographie nahegelegten- Blick auf den relativ kleinen, und damit auch recht überschaubaren und schnell abgearbeiteten Dunstkreis von jungen, materiell gut gestellten, aber emotional von ihrer eigenen Lebensituation überforderten Frauen. Sieht man einmal von den jeweiligen Zwischentönen ab, sich seit dem recht melancholischen VIRGIN SUICIDES tendenziell aufzuhellen beginnen, fehlt mir bei ihrem bisherigen Gesamtwerk ein bisschen die interne Entwicklung und das Aufgreifen von neuen Themen und Sichtweisen. (SOMEWHERE habe ich zwar damals gesehen, muss aber noch eine Zweitsichtung nachschieben, insofern nehme ich den aus meinen Beobachtungen vorerst einmal aus.)

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