Der Ansatz Horrorfilme nicht nur auf ihre vordergründigen Mechanismen
herunterzubrechen, sondern immer auch als Verarbeitungsfantasien
politisch-gesellschaftlicher Probleme zu begreifen, mag grundsätzlich
lobenswert sein. Unklar bleibt dabei aber, welche Zielgruppe ein Film
anpeilt, dessen (Über-)ambition ihn zur permanent-problematischen
Reduktion zwingt: Wer das Genre kennt, bekommt von den üblichen
Verdächtigen lediglich bekannte Stichworte und Phrasen über Kriegs- und
Revolutionsallegorien vorgekaut, Neulinge dürfen sich dahingegen zwar
über die Nennung einer Titel abseits des Kanons freuen (Bonuspunkt an
dieser Stelle für William Castle!), wirklich empfehlen will man dieses
muntere Gespoilere mit all seinen Highlight-Montagen einzelner Filme
aber auch ihnen nicht. Besser gleich THE AMERICAN NIGHTMARE gucken.
4 / 10
THE HUNGER GAMES zu mögen, fällt schwer. Das liegt weniger an der
grausamen Prämisse, von der der Film erzählt, sondern daran, wie er eben
jene selbst verhandelt. Die Frage nach dem „Warum“ dieses Spektakels,
bei dem Jugendliche verschiedenster Bezirke das Recht des Stärkeren
einfordern und sich gegenseitig ins Jenseits befördern müssen, kann
dort, wo man letztlich selbst dem Reiz des inszenierten
Überlebenskampfes erliegt, gar nicht mehr gestellt werden.
Zusammengezimmert aus totgerittenen Diktatur-Analogien und dem Motiv der fürsorglichen Schwester, hat sich THE HUNGER GAMES bereits nach wenigen Minuten vollständig der Perspektive seiner Hauptdarstellerin verschrieben, die fortan als Mischung aus Lara Croft und Sophie Scholl die Rebellion des Guten im Bösen verkörpern darf: Kein Pfeil, der nicht gerechtfertigt ist, kein Tod, der nicht zu entschuldigen wäre – im Namen des Guten, und schlussendlich auch für die Liebe. Damit bedient der Film selbst auf fast schon groteske Art und Weise eben jene durch Manipulation hervorgerufene Sucht nach Identifikationsfiguren und der großen Show, die auch den „Tributen von Panem“ zugrunde liegen. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
3 / 10
Schön, dass es hier wieder weitergeht (wenn auch gemächlich) :)
AntwortenLöschenGruß, Bobby.