25. Oktober 2010

Kritik: Super Size Me


Auf den Spuren von dampfplaudernden Kapital-Kreuzzüglern wie Michael Moore wirft Morgan Spurlock mit "Super Size Me" nun also den nächsten Selbstversuch-Flickenteppich auf den einnahmeträchtigen und vorwiegend europäischen Markt.
Man kann es ihm kaum verdenken, schließlich lässt sich im Moment nirgendwo so schnell so viel Geld und Huldigung einfahren, als mit Amerika-Bashing im selbstgerecht nickenden Kontinentaleuropa.

Dieses Mal wird - wie der Titel es vermuten lässt - nach Waffenlobby und Weltpolitik also Fastfood als vergleichsweise triviales MacGuffin auf das mediale Schafott des Gutmenschentums geführt, was aber letztendlich egal ist: Dokumentationen wie "Super Size Me" haben zumeist sowieso Nichts zu berichten, sondern drehen sich in schöner Regelmäßigkeit um sich selbst und das intendierte Ergebnis, welches sich bereits nach der ersten, süffisant mit Queens "Fat Bottom Girls" unterlegten, Grafiken von dicken Teenie-Mädchen offenbart.

Bezeichnend ist zudem der Terminus "DIE Amerikaner", der bereits in der aus dem Off eingesprochenen Einleitung keinen Zweifel an der moralischen Überlegenheit des "Sendung-mit-der-Maus-für-Erwachsene"-Dokufreundes lässt, zumal er seiner anämischen Hippie-Freundin beim letzten veganen Abendmahl für die nächsten Wochen versichert, dass Burger eh "wie Eishockey-Pucks" schmecken. Spätestens hier wird klar: Mit Wissenschaft oder Seriosität hat das hier soviel zu tun, wie McDonalds mit Haute Cuisine.

Wer sich nach der endlos ermüdenden Introsequenz, in denen die selbsterklärenden "Regeln" der Experiments via Texteinblendungen trotzdem erklärt werden, noch nicht ins Reich der Träume verabschiedet hat, der hat einen Einblick auf das optische Konzept des weiteren Films erhalten: Es folgen Videoschnipsel von Fußgängern, die nicht dem Klischeebild eines Anwalts entsprechen, trotzdem weitläufig über die Absurdität des amerikanischen Justizsystems referieren dürfen; von einem Provinz-Professor, der adipöse Menschen in Restaurants genauso beschimpfen möchte wie Raucher; weitere lustige selbstgemalte Grafiken, ein Plausch über verschiedenen Menü-Größen in Europa und den USA undsoweiterundsofort - alles unterlegt von der Off-Stimme.

Spurlock legt mit "Super Size Me" einen unglaublich undynamischen, polemischen und selbstgerechte Pseudo-Dokumentarfilm, vorallem aber Propagandamaterial und Manifestation einer Starken-Staat-Theorie vor, der seine Bürger am besten in allen Lebensbereichen durchdeklinieren und sie vor sich selbst schützen soll.

Aus diesem Grund in mehrerlei Hinsicht: Schmerzhaft!

0.5 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen