Der Altmeister dreht die Uhren zurück auf Null: Anders als von seinen bisherigen Ausflügen zu den Untoten gewohnt, schließt Romero mit seinem DIARY OF THE DEAD inhaltlich nicht an die vier Vorgängerfilme an, sondern kehrt zu den Ursprüngen der einstigen Invasion zurück. Wenn man den fünften Dead-Film deshalb überhaupt in die Kontinuität der Reihe einbinden möchte, dann wohl am ehesten als zeitgenössische Interpretation seines damaligen Regiedebüts bzw. als Beginn einer neuen Trilogie.
Auch wenn der Einsatz der POV-Kamera auf den ersten Blick eher als marketingträchtiges Zugeständnis an die genreinternen Entwicklungen der letzten Jahre erscheint, erweist sich Romeros Perspektivwechsel nicht nur als formale Modernisierung, sondern tatsächlich auch untrennbar mit der Erzählung verknüpft: Von den einstigen Revolutions-Allegorien und Gesellschaftsgegenentwürfen ist in DIARY wenig sichtbares geblieben, stattdessen fokussiert sich Romero auf das YouTube-Phänomen, und beweist bei der Herausarbeitung des zentralen Dilemmas jener Bewegung, dass er es tatsächlich durchdrungen hat: Ab welcher Stelle haben sich die Möglichkeiten zur unzensierten Dokumentation einer Situation so weit erschöpft und anschließend verselbstständigt, dass am Ende nur noch blanker Voyeurismus für Macher und Betrachter übrig bleibt? Erkauft sich die Gesellschaft ihre globale Informationsverbreitung um jeden Preis nicht mit der Enthumanisierung im Mikrokosmos?
Und obwohl DIARY damit die richtigen Fragen stellt, sie teilweise sogar mit passenden Bildern und Einstellungen belegt, verschließt er sich doch einer klaren Positionierung zum Thema. Letztlich enttäuscht es, dass am Ende doch wieder nur eine pessimistische Zukunftsperspektive stehen bleibt, die in ihrer unkonkreten Allgemeingültigkeit nicht so recht zu dem sonst sehr problemorientierten Gesamtbild des Films passen mag.
Lobenswert und nahezu einzigartig bleibt dagegen die geschickte Verknüpfung von Dokumentarkamera und Dramaturgie: Anders als die Genrewerke jüngerer Vergangenheit ist sich Romero der Unmöglichkeit von Authentizitätanspruch und klassischen Schockmechanismen stets bewusst, und versucht deshalb erst gar nicht, den Realitätsgrad über Gebühr zu strapazieren: Bereits im Intro stellt DIARY mit dem Geständnis der nachträglichen Bearbeitung des Films im Film, die Scheinrealität der POV-Optik vom Kopf auf die Füße.
Das zeugt zweifellos von einem hohen Verständnis für Inszenierung und Medium, aber es bleibt doch der fade Beigschmack, dass DIARY damit eher unter technischen Aspekten, denn durch inhaltliche Brillanz überzeugen kann - ein Film, der vor allem für Komplettisten und Genrefans interessant sein dürfte, große Teile des Publikums aber auch vollkommen unbeteiligt außen vor lässt.
Auch wenn der Einsatz der POV-Kamera auf den ersten Blick eher als marketingträchtiges Zugeständnis an die genreinternen Entwicklungen der letzten Jahre erscheint, erweist sich Romeros Perspektivwechsel nicht nur als formale Modernisierung, sondern tatsächlich auch untrennbar mit der Erzählung verknüpft: Von den einstigen Revolutions-Allegorien und Gesellschaftsgegenentwürfen ist in DIARY wenig sichtbares geblieben, stattdessen fokussiert sich Romero auf das YouTube-Phänomen, und beweist bei der Herausarbeitung des zentralen Dilemmas jener Bewegung, dass er es tatsächlich durchdrungen hat: Ab welcher Stelle haben sich die Möglichkeiten zur unzensierten Dokumentation einer Situation so weit erschöpft und anschließend verselbstständigt, dass am Ende nur noch blanker Voyeurismus für Macher und Betrachter übrig bleibt? Erkauft sich die Gesellschaft ihre globale Informationsverbreitung um jeden Preis nicht mit der Enthumanisierung im Mikrokosmos?
Und obwohl DIARY damit die richtigen Fragen stellt, sie teilweise sogar mit passenden Bildern und Einstellungen belegt, verschließt er sich doch einer klaren Positionierung zum Thema. Letztlich enttäuscht es, dass am Ende doch wieder nur eine pessimistische Zukunftsperspektive stehen bleibt, die in ihrer unkonkreten Allgemeingültigkeit nicht so recht zu dem sonst sehr problemorientierten Gesamtbild des Films passen mag.
Lobenswert und nahezu einzigartig bleibt dagegen die geschickte Verknüpfung von Dokumentarkamera und Dramaturgie: Anders als die Genrewerke jüngerer Vergangenheit ist sich Romero der Unmöglichkeit von Authentizitätanspruch und klassischen Schockmechanismen stets bewusst, und versucht deshalb erst gar nicht, den Realitätsgrad über Gebühr zu strapazieren: Bereits im Intro stellt DIARY mit dem Geständnis der nachträglichen Bearbeitung des Films im Film, die Scheinrealität der POV-Optik vom Kopf auf die Füße.
Das zeugt zweifellos von einem hohen Verständnis für Inszenierung und Medium, aber es bleibt doch der fade Beigschmack, dass DIARY damit eher unter technischen Aspekten, denn durch inhaltliche Brillanz überzeugen kann - ein Film, der vor allem für Komplettisten und Genrefans interessant sein dürfte, große Teile des Publikums aber auch vollkommen unbeteiligt außen vor lässt.
6 / 10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen