1. März 2011

Kurzkritik: King's Speech


Ein Mikrofon. Die Menge tobt, der zukünftige König aber stottert: KING‘S SPEECH startet so, wie Filme in jüngerer Vergangenheit eben starten, wenn sie solche Aufsteiger- und Bewältigungs-Geschichtlein erzählen möchten - mit szenischem Einstieg und großer Geste bei der Erläuterung des nun zu behandelnden Problems.

Auch in den darauffolgenden 116 Minuten wird dann viel über Sprachbarrieren und die Rolle des Königs geredet, und letztlich doch gar nichts dazu erzählt: So sehr sich Hoopers Film darum bemüht, die Zwänge seines Szenarios hinter sich zu lassen, und nicht den Weg über Ausstattung, sondern klassische Erzählung bemüht - sein Ansatz bleibt bloße Behauptung: KING‘S SPEECH interessiert sich für die Monarchie als solches ebenso wenig wie für das Stottern, sondern ist im Grunde seines Herzens doch nur der banal ausbuchstabierte Archetyp jener abgegriffenen Emanzipationsparabel, die das Kino immer wieder neu für sich entdeckt.

In ebenso klaren, wie auch naiven Bildern und Schnitten spielt Hooper Gut gegen Böse, Prinz gegen Krone aus: Auf der einen Seite das Korsett adliger Prägung und Tradition, auf der anderen Seite der von Versagensängsten psychisch wie physisch beeinträchtigte Thronfolger.
Sich seiner eigenen Gefälligkeit stets bewusst, entblödet sich der Film dann noch nicht einmal, den Weg in die Unabhängigkeit seines Protagonisten mit plattester Symbolik zu säumen - hier darf es auch gerne einmal regnen, wenn der Schützling mit seinem Lehrer  bricht (Dramaturgiekurve bedacht!) und ihn zwischenzeitlich vor die Tür setzt.

Bezüge zu seinem Szenario bleiben hier bloße Lippenbekenntnisse, an historischer Verortung der Geschichte ist Hooper ebenso wenig interessiert, wie an der eigentlichen Erosion englischer Traditionen durch den angedeuteten Wegfall der Klassenunterschiede zwischen dem König und dessen scharlatanischen Heiler.

Wenn man KING‘S SPEECH etwas zu Gute halten möchte, dann wohl die Tatsache, dass man dem manipulativen Gestus seiner Inszenierung ein gewisses Verve durchaus nicht abstreiten kann, und dadurch zwischenzeitlich etwas vergessen macht, wie hohl es hinter seiner Fassade doch eigentlich aussieht.
5 / 10

erschienen bei: mehrfilm

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