24. November 2011

Kurzkritik: Twilight - New Moon

»You gotta go« - »Yeah«

Langsam dreht die Kamera ihre Kreise um die melancholisch dreinblickende Bella, während im Fenster die Jahreszeiten vorbei fliegen und Emotionen via Voice-over verkündet werden.

Der Nachfolger zum Kassenschlager TWILIGHT geizt nicht mit Szenen dieser Art, und es ist noch immer erstaunlich, dass sich die Internet-Communities weltweit zu Hütern stoker‘scher Weisheiten aufschwingen, und die harmlosen und völlig legitimen Variationen diverser tradierter Vampir-Eigenschaften als Angriffspunkt herausgepicken, anstelle sich mit den vielen Defiziten in Dramaturgie und Inszenierung auseinander zu setzen, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Reihe ziehen.
Denn viel hat sich in dieser Hinsicht nicht verändert, im beschaulichen Forks: Chris Weitz (ironischer Weise bekannt geworden durch das Zotenfeuerwerk AMERICAN PIE) erzählt die Geschichte um das Mädchen zwischen zwei Männern im Ton des Vorgängers weiter - wohlwollend könnte man jenen Inszenierungstil wohl als der Handlung verschrieben bezeichnen, doch es liegt weitaus näher, ihm eine gewisse Uninspiriertheit und fehlendes Gespür für die große Leinwand zu attestieren. Zumindest phasenweise lässt sich dies auch über den Plot sagen, der nun zwar immerhin eine haarige (höhö) ménage à trois samt dazugehöriger Konflikte andeutet und vorbereitet, grundsätzlich allerdings deutlich zu wenig Stoff auf deutlich zuviel Länge aufplustert und besonders im Mittelteil eher anödet, denn unterhält.

Aber obwohl auch NEW MOON damit kein guter Film im klassischen Sinne ist, es noch immer leicht fallen dürfte, sich über Dialoge, die ebenso der Feder eines schmachtenden Abiturienten auf Shakespeare-Trip entsprungen sein könnten und den Einsatz von Dramatik heuchelnden SlowMotion-Aufnahmen, die jenem Körperkult huldigen, der im noch immer klemmigen Subtext wacker bekämpft wird, lustig zu machen - irgendwie erwischt man sich hin und wieder doch dabei, diese Pausenhof-Maskerade mit Interesse - und ja, auch Spaß - zu verfolgen.

Denn vielleicht liegt der große Erfolg des Phänomens TWILIGHT gerade in seiner oftmals höhnisch belächelten Naivität begründet; in der Tatsache, dass er eine filmische Reflexion jugendlicher Gedanken und Gefühlswelten anbietet, die Alltagsprobleme ganz bewusst in einen übernatürlichen Kosmos abstrahiert, und dabei eine ewig währende Liebe als einzige große Konstante, um die es sich zu kämpfen und zu sterben lohnt, versteht. Das mündet zugegebenermaßen oftmals in schwülstigen Eskapismus für Pubertierende, ist letztlich aber doch auch in der Tradition all jener großen Dramen, denen Stephenie Meyer so behände hinterher zu schreiben versucht. Für all jene, die sich nicht zur Kernzielgruppe zählen dürfen, bleibt immerhin die Möglichkeit, sich noch einmal jung zu fühlen, und Teil einer mit Vampiren und Werwölfen aufgepimpten, und mit tollem Soundtrack unterlegten Seifenoper zu werden. Es gibt eindeutig Schlimmeres!

1 Kommentar:

  1. Genau richtig. Schön, dass schreiben über Glitzervampire offensichtlich auch unpolemisch geht.

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