3. Januar 2012

Kurzkritik: Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten


Auf der Suche nach positiven Meldungen zum Jahresende könnte es sich durchaus lohnen, einmal einen Blick auf die Bilanzen amerikanischer Rummelplatz-Besitzer zu werfen, denn zumindest wenn Produzent Bummbumm-Bruckheimer seine filmische Vorliebe für die stets gleiche Geisterbahn-Chose auch in der Realität auslebt, dürften die Schaubuden-Betreiber weltweit nicht allzu viel von der vergangenen Wirtschaftskrise mitbekommen haben. 

Funktionierte der erste PIRATES-Film – ob nun konzeptionell so gewollt, oder nicht, das sei an dieser Stelle ausdrücklich offen gelassen – noch als durchweg unterhaltsame Effekt-Achterbahn durch die Märchen- und Mythenwelt der Seeräuberei, stolperten ja bereits die Nachfolger eher unbeholfen durch ihre unnötig verquere Intrigen-Geschichtlein; die kolossale Bauchlandung folgt nun allerdings erst mit dem nunmehr vierten Aufguss des Ganzen: Dürften die früheren Scripte immerhin noch ein paar Schreibmaschinen-Seiten für sich in Beschlag genommen haben, kommt ON STRANGER TIDES ganz sicher mit einem Bierdeckel aus – gefaltet, versteht sich: Ein mittlerweile stark Brechreiz erregender Depp im Piratenfummel darf anstelle von Inka-Goldmünzen dieses Mal goldene Becher, die Tränen von Meerjungfrauen und irgendwie auch die Unsterblichkeit suchen –that’s it. Tränen sind dabei ein gutes Stichwort; denn die hat man als Zuschauer spätestens dann in den Augen, wenn der gräulich langatmige Film sich frech zum wiederholten Male durch ein Gewirr aus Szenarien manövriert, denen man so oder so ähnlich bereits im Franchise selbst zur Genüge beiwohnen durfte.

Den schmerzlichen Wegfall des Duos Knightley/Bloom kann PIRATES IV dabei zu keiner Zeit abschwächen – er versucht es ja noch nicht einmal: Selbst die eigentlichen vollkommen offensichtliche Möglichkeit, aus dem Engagement von Penelope Cruz als toughe Piratenbraut ein paar berechenbare, aber möglicherweise spaßige Screwball-Einschübe abzuleiten, wird von den Autoren geflissentlich übersehen. Bei allem Kredit, den die Reihe bei mir persönlich bislang immer genossen hat: ON STRANGER TIDES ist ein ebenso zu langer, wie auch zu doofer Film – und sollte sich in der Saga im sicher kommenden Nachfolger keine vollkommene Trendwende abzeichnen, dann darf die Black Pearl gerne zur Titanic werden… 
 
3 / 10

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