Auf der Suche nach positiven Meldungen zum Jahresende könnte es sich
durchaus lohnen, einmal einen Blick auf die Bilanzen amerikanischer
Rummelplatz-Besitzer zu werfen, denn zumindest wenn Produzent
Bummbumm-Bruckheimer seine filmische Vorliebe für die stets gleiche
Geisterbahn-Chose auch in der Realität auslebt, dürften die
Schaubuden-Betreiber weltweit nicht allzu viel von der vergangenen
Wirtschaftskrise mitbekommen haben.
Funktionierte der erste PIRATES-Film – ob nun konzeptionell so
gewollt, oder nicht, das sei an dieser Stelle ausdrücklich offen
gelassen – noch als durchweg unterhaltsame Effekt-Achterbahn durch die
Märchen- und Mythenwelt der Seeräuberei, stolperten ja bereits die
Nachfolger eher unbeholfen durch ihre unnötig verquere
Intrigen-Geschichtlein; die kolossale Bauchlandung folgt nun allerdings
erst mit dem nunmehr vierten Aufguss des Ganzen: Dürften die früheren
Scripte immerhin noch ein paar Schreibmaschinen-Seiten für sich in
Beschlag genommen haben, kommt ON STRANGER TIDES ganz sicher mit einem
Bierdeckel aus – gefaltet, versteht sich: Ein mittlerweile stark
Brechreiz erregender Depp im Piratenfummel darf anstelle von
Inka-Goldmünzen dieses Mal goldene Becher, die Tränen von Meerjungfrauen
und irgendwie auch die Unsterblichkeit suchen –that’s it. Tränen sind
dabei ein gutes Stichwort; denn die hat man als Zuschauer spätestens
dann in den Augen, wenn der gräulich langatmige Film sich frech zum
wiederholten Male durch ein Gewirr aus Szenarien manövriert, denen man
so oder so ähnlich bereits im Franchise selbst zur Genüge beiwohnen
durfte.
Den schmerzlichen Wegfall des Duos Knightley/Bloom kann PIRATES IV
dabei zu keiner Zeit abschwächen – er versucht es ja noch nicht einmal:
Selbst die eigentlichen vollkommen offensichtliche Möglichkeit, aus dem
Engagement von Penelope Cruz als toughe Piratenbraut ein paar
berechenbare, aber möglicherweise spaßige Screwball-Einschübe
abzuleiten, wird von den Autoren geflissentlich übersehen. Bei allem
Kredit, den die Reihe bei mir persönlich bislang immer genossen hat: ON
STRANGER TIDES ist ein ebenso zu langer, wie auch zu doofer Film – und
sollte sich in der Saga im sicher kommenden Nachfolger keine vollkommene
Trendwende abzeichnen, dann darf die Black Pearl gerne zur Titanic
werden…
3 / 10
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