4. Januar 2013

This Filthy World: (M)eine John-Waters-Retro

“There is right and there is wrong, I have never been wrong.”
Um gleich vorwegzunehmen: Dieser Überblick kann und will keine allumfassende Retrospektive über das Schaffen John Waters' sein; sie soll lediglich einige kurze Eindrücke widergeben, und vielleicht sogar Neugier erzeugen, sich in die schmutzig-heitere Welt des Regisseurs zu begeben, der soviel mehr, als nur der „Pope of Trash“ ist.

 Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle nicht nur das Bühnenprogramm "This filthy world" von John Waters, das sich als Einstieg ebenso eignet, wie als Abschluss dieser Odyssee, sondern auch die From-Beyond-Texte, die mich überhaupt erst auf diesen außergewöhnlichen Filmemacher aufmerksam machten.


PINK FLAMINGOS 

Waters Spielfilm-Debüt. Die pure Lust am Bruch bürgerlicher Konventionen funktioniert auch heute noch verblüffend gut, und hat PINK FLAMINGOS zurecht zu einem sagenumwobenen Kultfilm werden lassen. Zwischen Wellblechhüten, Hundekacke und toten Hühnern fast schon so offensichtlich, dass manch einer es übersehen mag, erzählt John Waters bereits hier voller Hingabe seine Lieblingsgeschichte von Menschen, die sich nicht in eine normierte Gesellschaft einfinden wollen oder können. Ein absolutes Erlebnis. (9 / 10)

FEMALE TROUBLE

„The american dream“, directed by John Waters. 

(7 / 10)

DESPERATE LIVING

Letzter Teil von Waters' inoffizieller Trash-Periode, die er fortan in etwas anderer Form, verschlüsselter aber nicht minder treffsicher stets weiter fortführen sollte. Der Film selbst: Alice im Wunderland. Mit Nudisten und Prinzessinnen, toten Ratten als Mittagsmahl und Polizisten in Damenunterwäsche. Der Triumph der Ausgestoßenen. (8 / 10)


POLYESTER

William Castle zählt zu seinen großen Vorbildern, mit POLYESTER darf Waters dessen Gimmick-Kino ganz unverhohlen huldigen: Mit Hilfe des Odorama-Kärtchens darf der Zuschauer selbst in die Geruchswelt eines Waters-Films eintauchen. Die hält -wer hätte es gedacht- nicht nur duftende Rosen parat. (7 / 10)


HAIRSPRAY

HAIRSPRAY wurde von Teilen der Fangemeinde und auch der Filmkritik nicht selten als Hinwendung zum familientauglichen Kino (miss-)verstanden; Waters selbst sieht ihn ihm sein wohl effektivstes Werk. Letztlich nämlich ermöglicht es die unter Umständen als konventionell-bunt wahrgenommene Fassade erstmals, sein Toleranz-Plädoyer für‘s Andersein auch „auf den Sofas der Republikaner-Familien“ stattfinden zu lassen. Recht hat er. Ein schöner, bunter, kluger Film, der mit einem grandiosen Remake geadelt wurde. 

(7 / 10)

CRY-BABY

Mit großzügigem Budget und doch vollkommen an den Erwartungen der Studio-Bosse vorbei inszeniert, dreht Waters hier weniger ein friedvolles Revival von Presley-Hüftschwung und GREASE-Tolle, als vielmehr die Zerlegung eben jener bieder-braven Pop-Mythen. Ein Reigen voller Doppeldeutigkeiten, fetziger Songs und juvenile delinquency. (9 / 10)


SERIAL MOM
Nach etlichen Ausflügen und Sympathiebekundungen für das Leben außerhalb jeglicher Norm, gelangt Waters nun direkt ins Herzen der vermeintlichen Angepasstheit, in die berühmt berüchtigten US-Vororte. Eine witzige Karikatur des Gartenzaun-Idylls und konsequente Weiterentwicklung der Abrechnung mit der amerikanischen Showmentalität, die einst Divine zur Killerin werden ließ und Kathleen Turner nun die Türen der Gerichte öffnet. 

(8 / 10)

PECKER
Einerseits eine charmante Geschichte über die Mühen des Erwachsenwerden, gleichzeitig aber auch der geistige Wegbereiter für den Kino-Anarchist CECIL B. DEMENTED: Wie soviele andere Figuren des Regisseurs ist auch der junge Pecker ein Getriebener seiner Obsession -und: ebenso wie Waters selbst ein Kunst- und Fotographie-Fanatiker. (7 / 10)



CECIL B. DEMENTED
Siehe Review. 

(10 / 10)

A DIRTY SHAME

Die Verpflichtung von „Jackass“ Knoxville schließt gewissermaßen den Kreis: John Waters ist angekommen - nicht, weil er sich dem Mainstream gebeugt hat, sondern vielmehr, weil er ihn seit Jahrzehnten mitgestaltet und geformt hat: Was einst in Bahnhofskinos ein Nischendasein fristete, findet bei MTV jetzt im Nachmittagsprogramm statt. (7 / 10)






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