4. April 2012

Shorties: Das Hochzeitsbankett


Mit seinem zweiten Langfilm überhaupt gelang es Ang Lee nicht nur, Fuß im internationalen Filmmarkt zu fassen, sondern gleichzeitig auch einen ersten Ausblick auf ein bis dato stets beeindruckendes Oeuvre abzuliefern: Die Stärke des Regisseurs, seine Werke als sehr konkrete Beobachtungen ebenso funktionieren zu lassen, wie als nahezu universelle Parabeln, findet sich hier bereits ebenso wieder, wie dessen Vorliebe für Sujets, in deren Mittelpunkt das Leben und Lieben im Kontext eines Aufeinandertreffens von Tradition und Moderne steht.

Für einen Stoff wie WEDDING BANQUET, in dem es letztlich weitaus weniger um die Akzeptanz schwuler Liebe, als vielmehr um ein Vermischung von Culture Clash und Generationskonflikt geht, bedarf es vielleicht tatsächlich den Blick eines Manns mit dem biographischen Werdegang des in die USA ausgewanderten Taiwaners Lee, um nicht zur lebensfremden Versuchsanordnung zu gerinnen. Denn trotz seiner Vielfalt an Problem(stellung)en erweist sich die spontane Heimsuchung der aufsteigenden großstädtischen Mittelschicht durch die traditionsverhafteten eigenen Eltern nebst daraus resultierender Scheinehe als erstaunlich beschwingt und ebenso lebensnah wie -bejahend, obgleich auch nie dem Kitsch erliegend: Mehr als ein rein heimliches Einvernehmen gönnt Lee seinen Figuren und dem Zuschauer am Schluss nämlich nicht. Meisterwerk!

8 / 10

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